Rezension

Ruhig und tiefgründig

Nachsommer - Johan Bargum

Nachsommer
von Johan Bargum

Bewertet mit 5 Sternen

„Alles bloß Beschwörungsversuche, Sündenböcke, vorgeschobene Ausflüche anstelle dessen, was ich mich ihm niemals zu sagen traute: Sei mir nicht böse, dass ich es nicht ertrug, dich sterben zu sehen. Verzeih mir, dass ich dich im Stich gelassen habe.“

 

Olof findet sich nach Jahren plötzlich zurück in seinem Elternhaus. Seine Mutter liegt im Sterben. In den Tagen und Stunden bis zum Tod trifft er nach über zehn Jahren seinen jüngeren, ihm ganz und gar unähnlichen Bruder Carl und dessen Ehefrau Klara das erste mal wieder. Deren zwei Kinder, Sam und Sebastian, sind ebenfalls mit von der Partie. Und dann ist da noch Tom, „Onkel“ Tom, der Freund seiner Mutter. Und so nimmt die Geschichte seinen Lauf…

 

Bargum behandelt vor allem zwischenmenschliche Beziehungen. Den Tod des Vaters als sie noch Kinder waren, den Olof nie verkraftet hat. Die Beziehung zwischen Olof und Tom, den Olof sein Leben lang nicht als Freund der Mutter anerkennen konnte. Und um die schwierige Beziehung der beiden Brüder. Carl, der jüngere, wurde von seiner Mutter bevorzugt, jedoch dadurch auch massiv eingeengt. Er tat, was er musste um sich zu befreien und hat so seine Mutter sehr gekränkt. Für Olof war es umso schwerer, weil er immer der weniger geliebte war. Das alles kommt nun nach Jahren plötzlich auf den Tisch. Nach Jahren, während denen alle Beteiligten sich mit ihrem eigenen Leben auseinander gesetzt hatten und keine Gedanken mehr daran verschwendet hatten. Und dann kommt noch ans Licht, dass Olof und Klara sich besser kannten als zuvor bekannt…  

 

Dies war mein erstes Buch von Johan Bargum. Ich war überrascht, wie dünn das Büchlein ist. Mit seinem unglaublich poetischen und ruhigen Schreibstil hat Bargum mich völlig überzeugt. Er lässt manche Details offen, sodass der Leser sich seinen Teil denken kann. Nicht alles wird explizit erwähnt. Wie sagt Bargum so schön, „Weiß man eigentlich jemals, was vor sich geht?“