Rezension

Schicksal im geteiltem Deutschland

Geteilte Träume -

Geteilte Träume
von Ulla Mothes

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Berlin 1992: Ingke erfährt als junge Frau, dass sie als Baby zu DDR-Zeiten adoptiert wurde. Natürlich stellt sich ihr die Frage, wer ihre wahren Eltern sind und was damals zu ihrer Adoption geführt hat. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und findet dabei eine Geschichte, die tief in die deutsch-deutsch Geschichte verwurzelt ist.

Meine Meinung:

Mich hat diese Geschichte tief berührt. Eine junge Frau verliert nach einem gescheiterten Fluchtversuch das Sorgerecht für die kleine Tochter, während sich eine andere Frau freut, dass ihr ein Kind zur Adoption angeboten wird, ohne zu ahnen, welche Geschichte dahinter steckt. Zwei Schicksale von Menschen in schwierigen Lebenslagen, die eng miteinander verknüpft sind, aber doch zu wenig über den andern wissen. Bis Ingke anfängt, die Vergangenheit aufzurollen und nach den Hintergründen zu fragen.

Daraus entsteht eine sehr gefühlvolle Geschichte, die mich total gefangen genommen hat. Das erste Drittel war etwas verwirrend, denn mir war nicht so ganz klar, wohin die Handlung führen wird, es gab viele Zeitsprünge und es wurden viele Personen eingeführt, das war der Stammbaum der Familie sehr hilfreich, um den Überblick zu behalten. Nach diesen kleinen Anfangsschwierigkeiten konnte mich diese Geschichte absolut fesseln. Die Geschichte einer jungen Frau, die mit den Strukturen der DDR nicht zurecht kam und schließlich keinen andern Ausweg mehr sah, als in den Westen zu fliehen, damit ihre Tochter frei auswachsen kann. Böse Zungen mögen hier sagen, dass in diesem Buch wieder einige Vorurteile gegenüber diesen Staat aufgenommen wurden. Ich kann das nicht beurteilen, ob die Darstellung realistisch ist. Die Lebensgeschichte war auf jeden Fall sehr fesselnd und auch gut nachvollziehbar.

Der Schreibstil, wenn man sich an die Zeitsprünge und die Charaktere gewöhnt hat, ist schön flüssig und die Seiten fliegen nur so dahin. Sehr gut hat mir gefallen, dass diese Familie für sich einen Weg gefunden hat, mit der Vergangenheit umzugehen, auch wenn die zum Teil tiefen Wunden die vor allem Petra zugefügt wurden, wohl nie ganz heilen werden.