Rezension

Schöne Geschichte, aber das Ende hätte man sich getrost sparen können

Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer - Jessica Redmerski

Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer
von Jessica Redmerski

Inhalt:
Die 20jährige Camryn Bennett lebt gemeinsam mit ihrer Mutter in Raleigh, North Carolina. Nach dem Tod ihrer ersten großen Liebe und einer weiteren in den Sand gesetzten Beziehung glaubt sie nicht mehr an die großen Gefühle und ist Single aus Überzeugung. Dies zieht sie allerdings immer mehr in eine Depression, der ihre beste Freundin Natalie nun ein für alle Mal das Handwerk legen will. Sie zwingt Camryn, sie und ihren Freund Damon in einen angesagten Club zu begleiten und dort ausgelassen zu feiern. Doch als die Situation eskaliert, kommt es zu einem furchtbaren Streit zwischen den beiden und Camryn wird ihr Leben in Raleigh letztendlich zu viel, weswegen sie nur das Nötigste einpackt und in den nächsten Bus steigt, um nach Idaho zu fahren. Unterwegs begegnet sie dem aufgeweckten Andrew Parrish, der ihr gesamtes Dasein auf den Kopf stellt und ihr endlich zeigt, wie man lebt.

Fazit:
“Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer” von Jessica A. Redmerski ist der erste Band der großen Liebesgeschichte von Camryn und Andrew.
544 geballte Seiten, die mich vollkommen fertig gemacht haben, was allein schon an dieser unfassbaren Masse an New Adult-Gedöns zu verdanken ist. Das soll nicht unbedingt negativ gemeint sein, aber da man in diesem Genre eher an 300-350 Seiten gewöhnt ist, ist das schon irgendwie der pure Wahnsinn, zumal dieses Buch einfach furchtbar unhandlich ist.
Camryn Bennett ist anfangs ein sehr depressiver Charakter, welcher sich im Laufe der Geschichte zu einer quirligen jungen Frau entwickelt, die der Vergangenheit nicht länger nachtrauert und das Leben zu schätzen lernt. Andrew Parrish verkörpert all das, was sie braucht und entwickelt sich in ihren Augen vom nervigen Mitfahrer zum risikobereiten Partner. Obwohl die beiden sich gerade erst im Bus kennengelernt haben, beschließen sie, ihre Reise ins Nirgendwo gemeinsam fortzusetzen, was dieses Buch zu einem über 420 Seiten langen Roadtrip quer durch die USA macht. Von Raleigh nach Wyoming über New Orleans bis nach Texas ist alles dabei und Jessica A. Redmerski hat viel Wert darauf gelegt, alles und jeden ganz genau zu beschreiben. Anfangs war das noch richtig schön, doch irgendwann zieht es sich ein klein wenig in die Länge. Trotzdem nimmt die Geschichte ihren Lauf und lässt den Leser abwechselnd aus der Sicht von Camryn und Andrew an deren Abenteuern, Gefühlen und Gedanken teilhaben, sodass man ausnahmslos über alles bestens informiert ist. Nur was die Nahrungsaufnahme betrifft, scheinen die beiden nicht so ganz auf der Höhe zu sein und ich frage mich, wie sie überhaupt so lange überlebt haben. Die ersten 500 Seiten von “Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer” haben mir trotz allem recht gut gefallen. Die letzten 40 Seiten haben es allerdings zu einer absoluten Lachnummer gemacht… Während alles andere eine erfrischende Abwechslung zu anderen New Adult-Romanen bietet, scheint es fast so, als habe Jessica A. Redmerski auf diesen besagten letzten Seiten nochmal alles gegeben, um auch wirklich jedes kitschige Klischee aus diesem Genre möglichst plausibel einzubauen. Bereits 100 Seiten vor dem Ende beschlich mich so ein leiser Verdacht, dass die Geschichte eine Wendung nehmen würde, die nicht nur unnötig, sondern auch vollkommen schwachsinnig ist. Vielleicht hätte sie das Buch bereits an dieser Stelle beenden sollen, aber neeeein… was wäre New Adult ohne großes Drama und dem dazugehörigen Tamtam? Das hätte sie sich wirklich sparen können, zumal darin einige sehr unlogische Fakten enthalten waren, die es bei einem normalen Menschen so nicht wirklich geben kann. Am Ende kam ich aus dem Lachen nicht mehr heraus, doch zumindest hat sich meine Frage nach dem scheinbar unerschöpflichen Geldvorrat der beiden Protagonisten noch geklärt.
Musikalisch konnte “Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer” so einiges bieten. Irgendwann musste ich mir die “Civil Wars” mal genauer anschauen und ich bin überrascht, wie gut mir diese Band doch gefällt. “Barton Hollow” spielt z.B. eine große Rolle und das solltet ihr euch unbedingt mal anhören!
Trotz des starken Anfangs, dem etwas zu lang gezogenen Mittelteil und des Endes, das man sich getrost hätte sparen können, hat mir “Wenn du mich küsst, dreht die Welt sich langsamer” von Jessica A. Redmerski wirklich gut gefallen. Den Leser erwartet ein sehr schöner, ausführlicher und sogar musikalischer Roadtrip mit viel Gefühl und Witz, sowie einem Ende mit mehr Klischees, als man ertragen kann.