Rezension

Sehr emotional vorgelesen

Die Mühle
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 4 Sternen

Lana kann es fast nicht glauben. Sie, die Unscheinbare, wird einen Kurztrip mit "The Court" machen. Diese waren vor Jahren eine Clique in ihrer Schule, die sie immer bewundert hatte. Sie waren 2 Klassen über ihr, standen in ihren Augen aber immer für Freundschaft, Kameradschaft und Zusammenhalt.
Durch Zufall ergab sich die Reise für sie und sie packte die Gelegenheit sofort beim Schopf.
Bis auf Johnny, der eine Treppe herunter fiel und nicht fahren konnte, sind auch alle dabei.
Das Ziel ist eine Mühle im Böhmerwald, Tschechien.
Der Trip gestaltet sich jedoch völlig anders als gedacht, denn die Fahrt wird zum Albtraum...

Sie waren zu siebt in der alten Clique "The Court". Nach der Schule sind sie in alle Himmelsrichtungen verstreut und die meisten sind nie wieder nach L. zurückgekehrt. Etwas war geschehen damals, sie tragen ein Geheimnis in sich.
Nun, viele Jahre nach der Schule, bekommen alle sieben eine mysteriöse Einladung in den Böhmerwald. Wer hat diese geschrieben, hat dort alles für sie vorbereitet?
Johnny, der gerade eine Treppe heruntergefallen war, konnte die Fahrt nicht antreten und lässt Lana für sich fahren. Die anderen der Clique sind alles andere als begeistert und zeigen ihr deutlich, dass sie nicht dazu gehört. 
Die Mühle, in die sie alle eingeladen wurden, steht mitten im Wald, abschnitten von der Zivilisation und ohne Netzempfang.
Aber was geschieht hier? Einer verschwindet, dann der nächste. Wohin sind sie gegangen und sind sie wirklich tot, wie Lana es behauptet?

Die Geschichte wurde aus der Sicht von Lana im Rückblick als Erinnerung erzählt. Sehr emotional gibt sie wieder, was dort in der Mühle passiert ist. Obwohl sie ab und an in ihre eigene persönliche Vergangenheit abschweift, erfährt man nicht allzu viel von ihr selbst. Ebenso fehlt die Tiefe der anderen Charaktere dieses Trips, sie bleiben farblos, so dass ein Kennenlernen der Protagonisten nicht wirklich möglich ist.

In einigen Aspekten wirken die Protagonisten unglaubhaft. 
Wo man als Leser bereits denkt, dass sie versuchen sollten, das Weite zu suchen, halten sie noch immer alles für einen Scherz, zwar einen makaberen, aber immerhin. Sie sind nicht in der Lage, das Offensichtliche zu sehen bzw. wollen das nicht. Hinweise, die ihnen vorliegen, sollten reichen, um ihnen die Tragweite deutlich zu machen, aber sie stellen sich stur oder dumm. Für mich absolut nicht nachvollziehbar.

Elisabeth Herrmann, die nicht nur für ihre Krimis bekannt ist, schreibt auch bevorzugt Jugendthriller, wie die "Die Mühle".
Von Beginn an legt sie einen Spannungsbogen und kann diesen auch konstant halten. 
Leider ist die Geschichte nicht sehr neu, da man den Grundzug der Story schon aus diversen TV-Filmen kennt, trotzdem gelingt es der Autorin, den Leser zu fesseln.

Ich habe dieses Buch als Hörbuch erlebt und durfte der Stimme von Laura Maire lauschen. Das war ein absolutes Hörerlebnis. 
Sie ist eine deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin, die als Hörbuchsprecherin eine wirklich gute Arbeit geleistet hat. Sie reißt den Hörer mit, bringt Emotionen gekonnt zum Ausdruck. Panik und Angst sind greifbar nahe und lassen den Hörer mitfiebern. Das war in meinen Augen eine absolut gekonnte Wiedergabe des Buches.

Ich habe lange überlegt, welche Bewertung ich abgeben sollte, schwankte zwischen 3 und 4 Pfötchen, aber die geniale Leistung der Sprecherin hat mich zu 4 Pfötchen hinreißen lassen.