Rezension

Sehr gelungene Mischung aus spannendem Krimi und unterhaltsamer Wissensvermittlung

Tage der Nemesis - Martin von Arndt

Tage der Nemesis
von Martin von Arndt

Bewertet mit 5 Sternen

Berlin, in den frühen 1920er Jahren: Der 1. Weltkrieg ist vorbei, jedoch nicht in den Köpfen der Leute. Kriegsversehrte und traumatisierte Soldaten kehren in ihren Alltag zurück, Alkohol, Drogenmissbrauch und das wilde Partyleben sollen von den Greueln ablenken, die Rechten erstarken in der Gesellschaft, unterstützt von enttäuschten Kaisertreuen... und mittendrin ein Mord an einem türkischen Obsthändler, der sich bei den Ermittlungen von Kriminaloberkommissar Dr. Andreas Eckart als Mehmet Talât, ehemaliger Innenminister und Großwesier des Osmanischen Reiches herausstellt. Das Deutsche Reich war im 1. Weltkrieg mit dem Osmanischen Reich verbündet, und das wirkt scheinbar immer noch nach, wie Eckart feststellen muss. Gleichzeitig führt eine Spur zu den Armeniern, die unter dem Genozid durch die Türken im 1. Weltkrieg leiden mussten...

Der Erzählstil ist für einen dokumentarischen Krimi sehr poetisch und gut zu lesen. Die eingebundenen Fakten werden unterhaltsam und an den passenden Stellen in die Handlung mit eingebunden, indem die Figuren diese erzählen, anstatt dass oberlehrerhaft oder trockene Fakten aufgeführt werden. Das hat mir besonders gefallen! Das Buch war dadurch sehr spannend und kurzweilig zu lesen.

Besonders haben mir auch die Ausführungen und Charakterisierungen der Figuren gefallen, allen voran der Hauptfigur Eckart, ein ehemaliger Arzt und Soldat mit posttraumatischer Belastungsstörung aus dem Krieg, Morphiumsucht und trotz allem einem Lebenswillen und Gerechtigkeitsempfinden, mit dem er seinem schwierigen Beruf nachgeht...

Fazit: Ein sehr gelungenes Werk, dass ich jedem empfehlen kann, der sich für Geschichte, besonders des 1. Weltkrieges und der Weimarer Republik interessiert und daneben auch jedem Leser, der gerne tiefgründigere und politische Krimis mag. Mir hat das Buch jedenfalls sehr gefallen.