Rezension

Klasse

Tage der Nemesis - Martin von Arndt

Tage der Nemesis
von Martin von Arndt

Bewertet mit 5 Sternen

Lange vor Srebrenica und Ruanda gab es den Völkermord an den Armeniern, der leider auch heute noch von gewissen Kreisen geleugnet wird.
Der Genozid ist quasi der Aufhänger des Kriminalromans  'Tage der Nemesis' :

 

"Frühjahr 1921: Im vornehmen Berliner Stadtteil Charlottenburg wird die Leiche des ehemaligen türkischen Staatsführers Talât Pascha gefunden. Kommissar Andrea Eckart erkennt in dem Toten einen der Hauptverantwortlichen für den Völkermord an den Armeniern aus dem Jahr 1915 und kommt rasch einer Terrororganisation auf die Spur, die Rache für die Opfer des Genozids nimmt und die politischen Entscheidungsträger von damals im Visier hat. Als weitere Attentate geschehen,
führen die Ermittlungen Eckart bis nach Rom. Doch je weiter der Kommissar mit seinen Recherchen voranschreitet, desto tiefer verstrickt er sich in die politischen
Winkelzüge eines zutiefst verfeindeten Europas, das zwischen den Katastrophen zweier Weltkriege steht.
Schließlich gerät Eckart selbst ins Fadenkreuz der Attentäter ..."

Der historische Kriminalroman besticht vor allem durch Stil und Sprache und eine feine Figurenzeichnung.

Ermittler Eckart ist ein Kriegszitterer, der offensichtlich unter einer  posttraumatischen Belastungsstörung leidet. Jedoch entspricht er nicht dem Klischee des tumben 'Bullen' - als Kind deutsch-italienischer Eltern ist er quasi Kosmopolit, auch wenn er sich mit dem code - switching etwas schwer tut. Mit seinen verschiedenfarbigen Augen erinnerte er mich an David Bowie. :)

Nicht nur das 'Personal' des Krimis ist bewundernswert, sondern auch die Tatsache, dass man hier etwas lernen kann und en passant eine Geschichtslektion erteilt bekommt.

Die Atmosphäre der Weimarer Republik wird eindrücklich evoziert, und dieser Kriminalroman  ist mindestens so gut wie Volker Kutschers "Weimar" - Romane.