Rezension

Sehr traurig und gleichzeitig sehr schön

Die Sache mit dem Dezember
von Donal Ryan

Die Geschichte handelt von Johnsey, einem jungen, etwas zurückgebliebenen Mann. Nach dem Tod seiner Eltern bewohnt Johnsey das Land seiner Vorväter allein. Da weder er noch seine Mutter sich nach dem Tod des Vaters in der Lage sahen, das Land zu bewirtschaften, wurde es verpachtet. Dass es das Land seiner Vorväter ist, ist ihm sehr wichtig und er will es bewahren. Deshalb will er das Land selbst dann nicht verkaufen als es sehr viel wert wird und das ganze Dorf sich deswegen gegen ihn stellt.

Als Kind war für Johnsey die Welt noch in Ordnung – er hatte liebevolle Eltern und Spielkameraden. Jetzt als Erwachsener denkt er öfter an Selbstmord, was ich ihm nicht verdenken kann. Zuerst starb der von ihm angebetete Vater und dann zog sich seine Mutter  in ihrem Kummer immer weiter in sich zurück bevor auch sie starb.

Johnsey hat keine Freunde. Seine ehemaligen Spielkameraden mobben und drangsalieren ihn und der Arbeitgeber nutzt ihn aus und beschimpft ihn. Wahrlich kein schönes Leben.

Ich fand seine Geschichte unheimlich traurig und hätte mir gewünscht, dass ihm jemand mal einen Stups gibt und er sein Leben in die Hand nimmt, oder dass er sich mal zur Wehr setzt.

Außerdem fand ich ihn gar nicht so dumm wie ihm alle weis zu machen versuchen. Er ist etwas langsam im Denken und kann nicht gut mit Worten umgehen. Aber Johnsey macht sich sehr viele Gedanken um alles Mögliche und diese Gedanken sind nicht dumm – vielleicht manchmal etwas naiv, hin und wieder lustig und teilweise auch philosophisch.

Das Buch ist in 12 Kapitel aufgeteilt – beginnend mit Januar und endend mit Dezember, so dass wir Johnsey ein Jahr lang begleiten. Die Geschichte hat ein quasi offenes Ende, das aber nur einen Schluss zulässt.

Der Erzählstil hat mir gefallen auch wenn er etwas gewöhnungsbedürftig ist, denn es wird in der dritten Person erzählt und kommt vollständig ohne direkte Rede aus. Obwohl hierdurch normalerweise eines gewisse Distanz geschaffen wird, hat mich die Geschichte tief berührt und wirkt auch noch nach.

Ein Buch, das es wirklich verdient hat, gelesen zu werden.