Rezension

Solider historischer Krimi

Das Nordseegrab - Tilman Spreckelsen

Das Nordseegrab
von Tilman Spreckelsen

Bewertet mit 4 Sternen

Peter Söt bekommt von einem Unbekannten im Auftrag seines Meisters den Befehl, sich in Husum um die ausgeschriebene Stelle des Schreibers zu bewerben.Das Aufnahmegespräch führt Johann Casimir Storm, die Arbeitsstelle ist das Rechtsanwaltsbüro von Theodor Storm. Wir befinden uns im Jahre 1843. Kaum hat Söt seine neue Stelle angetreten, findet man im Lagerhaus von Johann Storm eine Leiche.

Der Autor hat einen abwechslungsreichen historischen Kriminalroman geschrieben. Der Ich-Erzähler ist Peter Söt, dessen Verhalten über weite Strecken hinweg Rätsel aufgibt. In fast allen Fällen, die auf Storms Tisch landen, scheinen er und sein unbekannter Meister verstrickt zu sein.

Das Buch lässt sich flott lesen. Dazu tragen die kurzen Kapitel bei. Außerdem lässt mich der Autor

sehr detailgenau am Leben von Theodor Storm teilnehmen. Seine Tätigkeit als Anwalt ist Pflicht, seine Arbeit als Chorleiter Kür. Hinzu kommt, dass er in den Gaststätten die Sagen und Geschichten der einheimischen Bevölkerung sammelt. Einige davon sind im Buch enthalten. Im Gegensatz zu Söt wird Storm ausführlich charakterisiert. Während er als Arbeitgeber eher großzügig agiert, haben es die Chormitglieder nicht einfach mit ihm.

Neben der eigentlichen Handlung erscheinen ab und an kursive Teile, die von einer Schiffskatastrophe erzählen.

Der Schriftstil des Romans passt zum Genre. Durch seine genaue Darstellung lässt der Autor den Ort Husum vor meinen Augen entstehen. Mit treffenden Metaphern wird das Lebensgefühl der damaligen Zeit wiedergegeben. Der Bericht über die Landpartie könnte auch von Theodor Storm stammen. Emotionen spielen in der Handlung eine besondere Rolle. Sie werden weniger durch Worte, mehr durch Taten oder die Verhältnisse ausgedrückt.

Das Buch zeugt von exakter Recherche über das Leben von Theodor Storm. Das Verwenden maritimer Begriffe und wenige Worte in norddeutscher Mundart geben der Geschichte ihre Authentizität.

Die kriminellen Machenschaften im Ort erweisen sich als kompliziert, vielschichtig und schwer zu durchschauen. Erst nach und nach lichtet sich das Dunkel. Am Ende werden alle Fäden gekonnt zusammengeführt.

Etwas Besonderes ist die Nummerierung der Kapitel in Schreibschrift. Ein Personenregister, eine zeitgeschichtliche Karte und ein Nachwort, in dem der Autor Fiktion von Realität trennt, ergänzen das Buch.

Das Cover mit den dunklen Wolken über dem Ort passt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich durfte in einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung eine neue Seite des Schriftstellers Theodor Storm kennenlernen.