Rezension

Spannend bis zum Schluss!

Saeculum - Ursula Poznanski

Saeculum
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Nein, es war nicht gut, solche Gefühle zuzulassen. Sie machten schwach und unaufmerksam. Manche Leute kannte man jahrelang und entdeckte dann erst ihr wahres Gesicht." S. 225

Zum Inhalt

Eine 5tägige Convention der Mittelalter begeisterten Gruppe "Saeculum" mitten im tiefsten Wald, fernab der Zivilisation: ohne Handy, ohne Strom, aber mit viel Begeisterung für die Einsamkeit der Natur.

So ein Rollenspiel Event wäre eigentlich nichts für den 20jährigen Bastian, aber seine neue Bekanntschaft Sandra hat ihn recht schnell dazu überredet. Bastians Vater, ein renommierter Chirurg, zwängt ihn zu sehr in gesellschaftliche Konventionen und so empfindet er es als befreienden Ausbruch, für ein paar Tage dem stressigen Medizinstudium zu entfliehen.

Was als harmloses Spiel beginnt, wird nur allzu schnell grausame Realität: ein Fluch scheint auf dem einsamen Waldstück zu liegen, seltsame Botschaften werden gefunden und die Gruppe wird mehr und mehr auseinander gerissen. Recht bald wird allen klar, dass sie so schnell wie möglich verschwinden müssen, aber so einfach ist das nicht ...

Meine Meinung

Das war mein erstes Buch von Ursula Poznanski und es wird nicht das letzte sein :)
Schon das Cover hat mich angesprochen und obwohl der Klappentext ein typisches Horrorfilmszenario beschreibt, war ich sehr gespannt, denn bisher hab ich noch kaum etwas in dieser Richtung gelesen.

Die Autorin hat eine flüssige, lockere Schreibweise und erzählt abwechselnd aus der Perspektive von Bastian und Iris. Während der 20jährige Medizinstudent eher zufällig in die Convention geraten ist, lebt Iris, wie auch die anderern Mitspieler, schon länger ihr Faible für das Mittelalter aus.

Das 5tägige Rollenspiel findet an einem abgelegenen Ort statt, mitten im Wald, fernab jeglicher Zivilisation. Schon auf der Fahrt mit dem Zug dorthin wird Bastian klar, dass er sich mit teilweise sehr ungewöhnlichen Leuten auseinander setzen muss. Aber das schiebt er nur zu gerne beiseite, schließlich ist er mitgefahren, um ein paar ungestörte Tage mit seiner neuen Bekanntschaft Sandra zu verbringen.

Bastian ist ein sehr nüchterner, praktisch denkender junger Mann. Sein Medizinstudium ist ihm wichtig und er sitzt viel zu viel vor den Büchern, während das Leben an ihm vorbei zu ziehen scheint. Der Druck von seinem Vater, den er nur als hartherzig und erfolgsorientiert empfindet, lässt ihn innerlich rebellieren. Ich habe Bastian als sehr rücksichtsvoll erlebt, der sehr mitfühlend aber auch realistisch ist.
Iris dagegen scheint ziemlich schräg drauf zu sein. Schon ihre äußere Erscheinung mit den ausgeflippten Haaren, ihre Leidenschaft für die Musik und ihre verschlossene Art machen sie zu einem Außenseiter. Es wird schnell klar, dass sie etwas vor den anderen verbirgt, auf der Flucht ist, ja dass sie regelrecht Paranoia vor etwas hat, das ihr jegliches Vertrauen geraubt hat.
Aber auch die anderen Teilnehmer sind teilweise sehr speziell: Der dicke und gemütlich veranlagte "Steinchen" und der freundliche "Warze" sind noch die normalsten und wirken von Anfang an sympathisch. Die abergläubische Doro hat Bedenken wegen dem Fluch, der nach einer alten Sage über dem Ort liegt, die ruhige Alma und ihr Freund Arno halten sich meist zurück, während Georg als Ritter seine außergewöhnlich hübsche Freundin Lisbeth ständig eifersüchtig beobachtet.

Durch den bunt zusammengewürfelten Haufen erwartet man recht schnell Reibereien, aber man merkt, wie sehr sich alle auf das Spiel freuen und sich in ihren selbst zusammen gebastelten Rollen wohl fühlen. Alle Figuren wirkten authentisch und gerade die beiden Hauptcharaktere kamen mir sehr nah. Man konnte alles gut nachvollziehen, aber doch keinen von ihnen 100%ig durchschauen.

Es dauert dann auch nicht lange, bis etwas passiert. Eine unterschwellige Spannung ist immer vorhanden und die Dramatik hat immer wieder kleine Höhepunkte. Es ereignen sich viele Zufälle, die konstruiert wirken, aber damit noch mehr die Erwartung anfeuern, wer, was und vor allem welcher perfide Plan wirklich dahintersteckt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen ;)

Das Ende war extrem spannend, die Auflösung hätte für mich allerdings etwas spektakulärer ausfallen können.

Fazit

Ein typisches HorrorSzenario mit einer Gruppe junger Erwachsener in einem einsamen Wald, in dem das Grauen nur auf sie gewartet hat. Spannend, mit eindringlichen Figuren und einem Rätsel, dessen Lösung bis zum Schluss verborgen bleibt.

© Aleshanee
Weltenwanderer