Rezension

spannende Geschichte, für freie Nachmittage bestens geeignet

Der Knochensammler - Die Ernte - Fiona Cummins

Der Knochensammler - Die Ernte
von Fiona Cummins

Bewertet mit 4 Sternen

Von Fiona Cummins stammt das Buch "Der Knochensammler - Die Ernte", ein Thriller, der von Simon Beckett als "Außergewöhnlich und unheimlich gut" bezeichnet wird.
Die Story ist im Prinzip einfach gestrickt. Ein Mann sammelt außergewöhnliche Knochenstrukturen von Menschen. Ganz nach der Tradition der Familie. Heißt: er bekommt vom Bestattungsunternehmer Leichen, die eine Verkrümmung zum Beispiel der Wirbelsäule aufweisen, vielleicht aber auch mehr Rippen als gewöhnlich haben. Oder er klaut die Verstorbenen aus der Leichenhalle eines Krankenhauses. Dieses Hobby wird vom Vater samt der Familiensammlung an den Sohn weitergereicht. Solange es sich hier um Leichen handelt, nun, das haben zu früheren Zeiten auch Wissenschaftler im Namen der Zukunft so gehandhabt. Aber jetzt sind lebende Kinder verschwunden, eines bereits seit einem Jahr.

Der Knochensammler selbst hat von seinem Vater gelernt, mit seiner Umgebung zu verschmelzen und immer das passende Outfit zu tragen. Es wirkt gespenstig, ihm zu folgen. Menschliche Züge zeigt der Kerl nur bei seiner Ehefrau. Man erlebt sie krank, bettlägerig, extrem hilfebedürftig.
Damit beschäftigt, die Kinder wiederzufinden, ist zum Beispiel die Polizistin Etta Fitzroy. Eine vielschichtige Persönlichkeit, die allerdings mit privaten Problemen belastet ist, das schlägt sich auch auf ihre Arbeit nieder. Denn seit einem Jahr ist sie auf der Suche nach einem verschollenen Mädchen. Hinweise übersieht sie zunächst, vorverurteilt den falschen Mann.

Und dann verschwinden kurz hintereinander zwei weitere Kinder. Die Familien kennen sich nicht, wohnen aber dicht beieinander. Wir lernen beide Familien kennen, die unterschiedlicher nicht sein können. Eine ist privilegiert, das jüngste Kind, Clara, verschwindet. Eheprobleme werden sichtbar und Etta hat zunächst den Vater in Verdacht. Durch einen wichtigen Hinweis der Mutter wird Etta klar, es muss einen bestimmten Grund für die Entführung geben.
Mehr noch als Claras Familie kommen wir der von Jakey näher. Er ist das zweite Kind, das verschwindet, wie wir vom Klappentext her wissen, muss er dem Knochensammler in die Hände gefallen sein. Jakey leidet unter einer seltenen genetischen Krankheit, das seinen Körper verknöchern lässt. Sein Vater, Erdmann Frith, und seine Ma Lilith haben untereinander Geheimnisse. Aber nicht nur sie beide, auch Erdmanns Mum hatte sie, die sie sogar mit ins Grab genommen hat. Erdmann wächst bei seiner Mum auf, so lesen wir, vom Vater ist lange keine Rede, von seinem Bruder, seit er verschwunden ist, ebenfalls nicht. Dass das Ganze stark mit dem Verschwinden von Jakey zu tun hat, diese Erkenntnis sickert Seite für Seite bei der Leserschaft durch. Erdmann verliert seinen Job und Lilith den Glauben an ihren Ehemann. Die Entführung der Kinder wird zur starken Belastungserprobung nicht nur für die Ehe von Lilith und Erdmann sondern auch für die Eltern von Clara.
Das Unheimliche an der Story sind diese Sätze, die einen glauben lassen, in einem Horrorfilm von Steven King geraten zu sein. Leider wird das immer nur angerissen, eine Erklärung für die unheimlichen Vorfälle, für die Jakey verantwortlich ist, gibt es nicht. Das finde ich schade, hätte es die Spannung doch noch um ein vielfaches erhöhen können. Doch auch so reicht es aus, um bei miesem Winterwetter gerne mit einer Tasse Tee und Gebäck auf der Couch sich ins Buch hinein zu vertiefen und erst zum Abendessen wieder aufzutauchen. Wahrlich unheimlich ist das Ende der Geschichte. Es gibt übrigens noch weitere Bücher mit dem Knochensammler, „Die Ernte“ war der Auftakt. Der zweite Band trägt den Untertitel „Die Rache“.
Über die Autorin findet sich zum Beispiel auch etwas unter https://www.fischerverlage.de/autor/fiona_cummins/a2473854