Rezension

Spannende Hetzjagd für jüngere Leser

Der Giftschmecker - Fletcher Moss

Der Giftschmecker
von Fletcher Moss

Bewertet mit 4 Sternen

Er ist ein Giftschmecker, ein professioneller Vorkoster, der das Essen der Reichen testet, um herauszufinden, ob der Verzehr unbedenklich ist.
Bis einer seiner Kollegen stirbt und er mitten in ein weit reichendes Komplott gerät.

 

Dalton Fly hat schon einiges überlebt in seinem jungen Leben, denn mit tödlichen Substanzen kennt er sich aus. Immerhin hat er beinahe alle Symptome der bekanntesten Gifte am eigenen Leib zu spüren bekommen. Doch nun hat er ein Problem: Bei seinem letzten Auftrag erwacht er im Blut seines toten Freundes Bennie Jinks und kann sich an nichts mehr erinnern. Plötzlich wird er von fremden Männern überrascht und will nur noch eines: Fliehen.
Allerdings rettet ihn das nicht davor, Zeuge einer groß angelegten Verschwörung zu werden. Denn Bennie bleibt nicht der einzige Junge, der stirbt, und dahinter scheint ein Mörder zu stecken, der Seinesgleichen sucht. Nur mit Daltons Widerstandskraft hat der Unbekannte nicht gerechnet.

 

 

Auf das Buch bin ich durch die Werbung des Chicken House Verlags gestoßen und nach dem Verschlingen der Leseprobe wollte ich sofort wissen, wie es weitergeht. Und die Geschichte konnte mich trotz kleiner Schwächen wirklich packen bis zum Schluss.
Zum einen lag das an den Figuren, denn jede von ihnen entwickelt mit der Zeit eine liebenswerte Art, die für jeden Charakter individuell gestaltet ist. Man muss diese bunte Truppe voller Jugendlicher einfach gern haben. Sie ergänzen sich wunderbar, ob nun der mutige, manchmal ein wenig zu leichtsinnige Dalton, die besonnene Scarlet, der kluge, aber manchmal etwas zerstreute Sal, die rebellische Luke oder der arrogante Edward. Sie alle sind sehr plastisch dargestellt, sodass man sie toll vor Augen hat. Allerdings entwickeln sie sich so erst mit der Zeit, anfangs erscheinen zumindest Dalton und Scarlet noch ein bisschen flach. Positiv bei den beiden fand ich jedoch, dass ihre sich gemächlich anbahnenden Gefühle für einander hauptsächlich nur angedeutet wurden und nicht im Mittelpunkt standen. Aus diesem Grund ist der Roman für Jungs ebenso super geeignet.

 

Gleichzeitig trug der Schreibstil trug dazu bei, dass die Story mich fesseln konnte. Passend auf die Altersgruppe abgestimmt, für die der Roman gedacht ist, ist er nicht zu kompliziert, aber auch nicht zu einfach gehalten. Er spiegelt gut die Zeit wider, in der die Ereignisse in der fiktiven Stadt Highlions stattfinden, eine Zeit, die sehr an das neunzehnte Jahrhundert und die Werke Charles Dickens’ erinnert. Zudem hat der Autor bemerkenswert gut recherchiert, was das Giftmischen und verborgene Verabreichen tödlicher Substanzen anbelangt.
Gleich von Anfang an wird man mitten ins Geschehen hineingeworfen und kommt nicht mehr so schnell davon los. Die Spannung wird gleichmäßig aufrechterhalten, selbst wenn man besonders als Erwachsener so manches Geheimnis weitaus leichter errät, als es die Protagonisten tun. So ist die Auflösung insgesamt wenig überraschend, wenn man immer wieder mitdenkt und –spekuliert.
Und das ist auch der einzige Kritikpunkt, der mir aufgefallen ist: Von der Komplexität der Handlung her ist Der Giftmischer eher für jüngeres Publikum geeignet. Doch aufgrund der Gewaltdarstellungen, die mitunter richtig blutig ausfallen können, sollten die Leser nicht zu jung sein. Die Mischung ist meiner Meinung nach nicht ganz ideal, was allerdings zu verschmerzen ist.

 

 

 

Der Giftmischer von Fletcher Moss ist ein mitreißender Roman für jüngeres Publikum, das sich für Abenteuergeschichten, die in der Vergangenheit spielen, begeistern kann. Liebenswerte Helden, die einander perfekt ergänzen und die man einfach gern haben muss, eine ereignisreiche, actiongeladene Handlung und ein dazu passender, atmosphärischer Schreibstil haben mich für sich eingenommen.
Einzig und allein aufgrund der Mischung aus leicht durchschaubaren Hintergründen und mitunter deutlichen Gewaltdarstellungen sollte man überlegen, ob das Buch schon etwas für das eigene Kind ist.
Doch wer Storys mit Charles-Dickens-Flair mag, gerne mehr über das Giftmischen in früheren Zeiten erfahren will und sympathische Charaktere liebt, die einen die eine oder andere Schwäche vergessen lassen, der wird sich sicherlich auch über diese Neuerscheinung aus dem Chicken House Verlag freuen.