Rezension

Spannende Themen, aber unsympathische Protagonistin, konnte mich dann nicht so fesseln wie erhofft!

Yellowface -

Yellowface
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 3 Sternen

In der Nacht, in der Athena Liu starb, feierte sie gemeinsam mit Juniper Hayward ihren Vertrag mit Netflix.
Junie muss mit ansehen, wie Athena qualvoll erstickt und kann nichts tun. Betrunken und unter Schock stehend, nimmt Junie Athenas gerade erst vollendetes Manuskript an sich und überarbeitet dieses.
Als sie Die letzte Front als Juniper Song veröffentlicht, ist Junie so erfolgreich wie nie zuvor und genießt es, doch sie hat auch Angst. Denn was würde geschehen, wenn jemand ihre Lügen aufdeckt?

"Yellowface" von Rebecca F. Kuang ist ein Einzelband, der aus der Ich-Perspektive der siebenundzwanzig Jahre alten Juniper Hayward erzählt wird.

Wir lernen Juniper an dem Abend kennen, der ihr ganzes Leben verändern wird.
Sie hat gemeinsam mit Athena Liu in Yale studiert, doch während Athenas Debüt bereits ein Bestseller wurde, floppte Junies Debüt. Die beiden sind keine guten Freundinnen, sehen sich nur alle paar Monate und doch ist es Junie, mit der Athena ihren Vertrag mit Netflix feiern will.
Junie ist da, als Athena stirbt, ein tragischer Unfall, der Junie jedoch Türen öffnet, weil sie so Athenas letztes Manuskript mitnehmen und ihm den Feinschliff geben kann.
Doch auch wenn die Veröffentlichung ein voller Erfolg ist und Junie es auskosten kann, endlich mal so erfolreich zu sein wie Athena, so ist die Angst, dass jemand herausfindet, was sie getan hat, ihr ständiger Begleiter.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich mit Juniper doch sehr schwergetan habe. Sie ist sehr neidisch, gönnt Athena ihren Erfolg nicht, geht aber selber über Leichen, um ihren Traum Bestseller-Autorin zu sein, zu verwirklichen. Sie ist ehrgeizig und gibt sich mit nichts zufrieden, hat zum Teil grausame Züge und ist doch sehr selbstgerecht. Sie biegt sich die Wahrheit so zurecht, dass sie schlussendlich selbst an ihre Lügen glaubt. Sie war mir nicht sympathisch, was wahrscheinlich auch beabsichtigt war, aber ich konnte leider nur stellenweise wirklich mit ihr mitfiebern.

Vielleicht lag es dann an Juniper, dass mich das Buch dann auch nicht ganz so stark mitreißen konnte, wie ich es mir erhofft hatte. Ich mochte die Geschichte insgesamt echt gerne, denn Rebecca F. Kuang spricht sehr spannende Themen an und auch der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen!
Wir bekommen die unschönen Seiten der Literaturszene zu sehen, erleben mit Juniper Cybermobbing und oft genug wird die Frage gestellt, wer eigentlich über welche Themen schreiben darf.
Die letzte Front, der Roman, der ursprünglich von Athena geschrieben und von Junie überarbeitet und veröffentlicht wurde, handelt vereinfacht gesagt von einem Chinesischen Arbeitskorps, das im Ersten Weltkrieg an der alliierten Front gekämpft hat.
Junie ist eine weiße Amerikanerin, während Athena in Hongkong geboren wurde, auch wenn sie nicht dort aufwuchs. Junie Künstlername Juniper Song deutet an, dass sie selbst Asiatin ist, auch wenn sie hier tatsächlich nie vorgibt, Asiatin zu sein, was von vielen kritisch beäugt wird. Darf Junie als Nicht-Asiatin über die Heldentaten von Chinesen im Ersten Weltkrieg schreiben?
Das Thema Rassismus spielt eine große Rolle und ich mochte es sehr, dass Rebecca F. Kuang wirklich schonungslos viele Aspekte angesprochen und viele interessante Fragen aufgeworfen hat, die mich zum Nachdenken angeregt haben!

Fazit:
"Yellowface" von Rebecca F. Kuang lässt mich etwas zwiegespalten zurück.
Einerseits mochte ich die angesprochenen Themen richtig gerne, weil die Autorin diese schonungslos in die Geschichte eingearbeitet hat und diese mich doch sehr zum Nachdenken angeregt haben. Allerdings bin ich mit Juniper nicht wirklich warm geworden, weil sie mir unter anderem zu skrupellos war.
Dennoch hat mir das Buch insgesamt gut gefallen und ich konnte einiges mitnehmen, sodass ich starke drei Kleeblätter vergebe.