Rezension

Faszinierend!

Yellowface -

Yellowface
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 4.5 Sternen

YELLOWFACE
Rebecca F. Kuang
June Hayward ist zum ersten Mal in Athenas Wohnung zu Besuch, als Althena sich an einem Pfannkuchen verschluckt und vor ihren Augen stirbt. 
Sie kannten sich seit Jahren, waren aber nie beste Freundinnen, sondern trafen sich gelegentlich in Bars oder Cafés.  
Zwischen ihnen stand der große Erfolg Athenas als Autorin und der Neid Junes. Während Junes Debütroman floppte, gewann Athena einen Buchpreis nach dem anderen, und erst heute Morgen hatte sie einen Vertrag bei Netflix für eine Buchverfilmung unterzeichnet.
Aus einem Impuls heraus und wohl wissend, dass Athena nie über ihre unfertigen Buchprojekte sprach, nimmt June ein gerade beendetes Manuskript, das neben der toten Athena auf dem Schreibtisch liegt, an sich. June gibt sich als dessen Autorin aus und redet sich ein, dass das Buch Aufmerksamkeit verdiene, damit die Arbeit Athenas nicht umsonst war. Dabei vergisst sie die „Kleinigkeiten“, nämlich den wahren Namen der wirklichen Autorin hinzuzufügen.
Wie weit June geht, damit der ganze Schwindel nicht auffliegt, müsst ihr selber lesen.
Was für ein faszinierender Roman (in einer wunderbaren Aufmachung)!
Ganz besonders gut gefiel mir der tiefe Eindruck in die Verlagswelt. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, wie heutzutage Autor:innen in den sozialen Medien den unterschiedlichsten Meinungen, Hetzkommentaren, Shitstorm, Diskussionen und Plagiat-Vorwürfen ausgesetzt sind. Außerdem war es mir neu, dass es sensuell Readers gibt, die über Texte lesen, um mögliche ethnische Gruppen und Kulturen zu schützen. 
Des weiteren muss der Druck, der von den Verlagen und Agenten auf einzelne Autor:innen ausgeübt wird, bis endlich eine neue Buchidee vorliegt, immens hoch sein. Ja, die Verlage kommen in diesem Roman nicht unbedingt gut weg.
Folgende Diskussionen haben mich beschäftigt: Darf eine weiße Frau überhaupt ein Buch über eine andere ethnischen Gruppe, der sie selbst nicht angehört, verfassen? 
Ist es diskriminierend oder sogar rassistisch, einer anderen Frau mit einer anderen Hautfarbe ein ehrlich gemeintes Kompliment über ihre Frisur zu machen? 
Auch wenn mir unsere Protagonistin nicht sonderlich sympathisch war, haben mich zwei Drittel des Buches fasziniert. 
Leider riss dann für mein Empfinden der Spannungsbogen im letzten Drittel ein wenig ab. 
Dennoch: Ein sehr gutes Buch, das ich gerne gelesen habe und den wenigen letzten Lesern, die es noch nicht kennen, empfehle. 
4½/ 5