Rezension

Spannende Unterhaltung, gespickt mit alten Mysterien!

Die Hexe von Norderney - Christian Hardinghaus

Die Hexe von Norderney
von Christian Hardinghaus

Merle Onken wird in der Schule gemobbt, seit das Thema Hexenverfolgung durchgenommen wurde, ist es nur noch schlimmer. Mit ihren roten Haaren und ihrer Verschlossenheit ist sie das perfekte Opfer!

Als sie tot in den Dünen aufgefunden wird, geht die Polizei schnell von Selbstmord aus. Nur ihre Mutter Gesa will das nicht glauben. Sie bittet den Kripobeamten Carsten Kummer, den Vater von Merle um Hilfe. Er erfährt erst auf diesem Weg von seiner Tochter.

Auch Carsten gelangt schnell zu der Ansicht, dass Merle sich selbst das Leben genommen hat und will schon abreisen – als eine weitere Leiche auftaucht. Es sieht aus, als wäre eine kranke Hexenverfolgung im Gange!

 

Schon der Prolog führt uns in die Vergangenheit, einer als Hexe denunzierten Frau und ihrer Tochter gelingt es, ihre Wärter zu übertölpeln und ins Meer zu springen. Die verängstigten Männer stricken daraus eine Geschichte über geschmolzene Gitterstäbe und Hexen, die übers Wasser fliegen. Was hat die damals überlebende „Hexe“ Dortje mit den heutigen Inselbewohnern zu tun?

Als dann die aktuelle Geschichte beginnt, sind von Beginn an die Protagonisten klar und deutlich unterscheidbar, das mag ich gerne. Weniger klar sind die Motive für deren Handlungen, was es umso spannender macht. Der Stil ist so flüssig, die Handlung so packend, dass die Seiten nur so dahinschmelzen.

Die Geschehnisse sind weiterhin durchzogen von Schatten aus der dunklen Zeit der Hexenverfolgung, ja sie scheinen sich teilweise bis ins heute zu ziehen und manchmal fragt man sich, was ist wahr, was Einbildung?

Als endlich eine SoKo gebildet wird, stoßen teils skurrile Experten aus allen Gebieten aufeinander, arbeiten im Großen und Ganzen aber gut zusammen. Gerade dass sie so unterschiedlich sind, macht auch die Treffen der SoKo sehr unterhaltsam und interessant.

Christian Hardinghaus versteht es, Spannung aufzubauen und über eine lange Zeit zu halten! Er führt seine Ermittler und uns LeserInnen geschickt in die Irre. Obwohl die Hinweise da wären, sind sie so geschickt getarnt, dass ich bis zum Schluss nicht alles durchschaut habe!

Kleiner Kritikpunkt: Die Charaktere sind gewollt sprunghaft gezeichnet, für mich sind sie dadurch manchmal nicht ganz greifbar und glaubwürdig. Auch agieren die ermittelnden Beamten teilweise unprofessionell bis gesetzwidrig, was mir persönlich nicht gefällt, auf jeden Fall Geschmackssache ist!

Fazit: Spannende Unterhaltung, gespickt mit alten Mysterien! Lesenswert!