Rezension

Spannender Krimi

Sturmläuten - Nina Ohlandt

Sturmläuten
von Nina Ohlandt

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wussten sie, dass Bernstein als ein Stein gilt, der das Sonnenlicht eingefangen hat? Er soll auch Traurigkeit und Depression lindern, wenn man ihn in Kontakt mit der Haut trägt...“

 

Es ist Winter und kalt. Paddy, ein 15jähriger Junge, überlegt sich, wie er seine Zeit verbringen könnte. Er klettert zu einem Elsternest. In der Nähe glaubt er, ein zweites Nest zu sehen – und findet eine Tote.

Die 15jährige Celina und ihre Freundin Mirja werden auf dem Weihnachtsmarkt von einem älteren Mann angesprochen und in sein Haus eingeladen. Sie sagen zu, haben aber ganz eigene Pläne.

Im Hause Fahrenhorst sorgt sich Frieder um seine Frau. Sie zeigt erste Anzeichen von Demenz. Karin denkt über eine Heimunterbringung der Eltern nach. Doch sie wird keine Entscheidung mehr fällen können. Sue, ihre Schwester, ist aus den USA gekommen, und weiß nicht, ob sie in Deutschland bleiben will.

Das sind nur einige der Episoden, mit denen der fesselnde Krimi beginnt. Gekonnt verknüpft sie die Autorin nach und nach. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Hauptkommissar John Benthien hat alle Hände voll zu tun. Der Leichenfund im Baum ist aufzuklären, Karin erwartet eine Hilfe für Celina und im Team gibt es Ärger. Smutje-Fluege, ein neuer Hauptkommissar aus Hannover kann sich nicht einordnen. Dabei sind die eigentlichen Probleme noch gar nicht richtig losgegangen.

Es ist mein erstes Buch von der Autorin. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, war ich schnell in der Geschichte drin. Die wichtigsten Fakten, die ich wissen muss, bekomme ich nebenbei während der Handlung mitgeteilt.

Der Schriftstil des Buches ist abwechslungsreich. Kurze Kapitel und häufig wechselnde Handlungsorte sorgen mit für einen hohen Spannungsbogen. Die Personen werden nicht nur durch Worte, sondern insbesondere durch ihre Taten gut charakterisiert. Karin, die ich anfangs als fürsorgliche Tochter empfand, verliert schnell an Sympathie, als deutlich wird, dass allein ihr Wille zählt. Bei Iris lässt sich nur schwer feststellen, was Erinnerung und was Phantasie ist.John Benthien hat viel Rückhalt in seinem Team, ist ein gefragter Ansprechpartner und gerade dabei, mit Lilly eine Beziehung aufzubauen. Beide kennen sich schon länger. Sehr behutsam geht die Autorin mit dem Thema Demenz um. Sie lässt Iris ihre Würde und zeigt, dass sie von ihren Ausfällen weiß, aber das Leben noch bewusst wahrnimmt. Als der Boden für John zu heiß wird, weil Smutje-Fluege ihm ein Vergehen anhängen will, weicht er auf die Insel Amrum aus. Auch dort kann er weiter ermitteln. Sehr detailgenau wird die Sturmflut auf der Hallig beschrieben, die John erlebt, als er Iris und Frieder im Weihnachtsurlaub besucht. Während die Erwachsenen um die Gefahren wissen, ist es für die Kinder ein unverhofftes Abenteuer. Im Norden trifft John am Strand eine Frau, die Bernstein sammelt. Obiges Zitat stammt aus dieser Szene. Damit will ich zeigen, dass die Autorin nicht nur fesselnd erzählen kann, sondern vielfältige Informationen passend in die Geschichte integriert. Gut ausgearbeitete Dialoge bringen die Handlung voran. Dazwischen gibt es kurze Abschnitte, in denen ein Jugendlicher seine Folterphantasien dem Psychiater schildert. Logischerweise ist dort der Schriftstil hart und beklemmend. Zwischen den Protagonisten hat die Autorin ein komplexes Beziehungsgeflecht aufgebaut. Es führt zu Spannungen und zusätzlichen Handlungsabschnitten.

Gekonnt werde ich beim Mitdenken über die Täter auf Umwege geführt.

Das Cover mit dem Dorf am Strand, über dem die Möwe schwebt, wirkt fast idyllisch. Nach dem Lesen des Buches weiß man, wie sehr die Idylle trügt.

Ein Personenregister ist dem Roman vorangestellt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich hoffe auf weitere spannende Fälle mit John Benthien.