Rezension

Spannendes Jugendbuch, welches zum Nachdenken anregt

Seeing what you see, feeling what you feel -

Seeing what you see, feeling what you feel
von Naomi Gibson

Bewertet mit 4 Sternen

Sowohl der Titel, als auch das Cover sind perfekt auf den Inhalt des Buches abgestimmt. Ein wirklicher Hingucker, der einem schon ein bisschen verrät, wohin sich die Geschichte entwickelt.

Der Schreibstil der Autorin war angenehm und flüssig zu lesen. Gekonnt baute sie immer weiter Spannung auf, sodass man dieses Buch nur schwer aus der Hand legen konnte. Bei mir kam definitiv nie Langeweile auf.

Lydias Charakter hat mich ein bisschen zwiegespalten, denn einerseits konnte ich mit ihrer Situation sehr mitfühlen. Der Autorin ist es hier sehr gut gelungen, die tiefe Trauer und die Einsamkeit von Lydia darzustellen.
Ich konnte schon nachvollziehen, warum sich Lydia in ihrer Situation jemanden wünscht, der zu ihr hält und für sie da ist. Andererseits konnte ich manche ihrer Handlungen und auch Rachegelüste nicht ganz nachvollziehen.

Dass es sich bei ihrem treuen Freund,  um die von ihr entwickelte KI Henry handelt, war für mich schon etwas befremdlich, aber die Beziehung der beiden war sehr gut dargestellt und so wirkte es am Anfang noch recht angenehm auf mich.
Doch nach und nach entwickelte sich die freundschaftliche Beziehung in eine romantische und das war mir dann doch etwas zu skurill.

Was ich bereits in den ersten Kapitel als sehr bedrohlich wahrgenommen hatte, war Henrys rasche Entwicklung und wie schnell seine Handlungen, die er für Lydia tut, immer extremer wurden. Auch das er nach und nach immer eigenständiger und ohne Lydias Zutun handelt, emfpand ich als schon irgendwie als gefährlich.

Mit dieser Thematik tauchen natürlich auch die Fragen auf, wie weit die Technik und Wissenschaft gehen kann und darf. Wie weit sind KIs entwickelt? Sind sie in der Lage zu lieben? Könnte künstliche Intelligenz gefährlich sein? In diesem Buch bekommt man einen Einblick auf diese Fragen und es wird auch versucht, sie kritisch zu beleuchten. Das alles regt sehr zum Nachdenken an.
 
Ich empfand "Seeing what you see, feeling what you feel" als sehr gelungenen und vor allem spannenden Jugendroman, der Fiktion und Realität gekonnt vermischt hat.