Rezension

Starkes Debüt

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte -

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
von Tatiana Tîbuleac

DER SOMMER, ALS MUTTER GRÜNE AUGEN HATTE
Tatiana Tîbuleac

Der 17-jährige Aleksy ist voller Hass. Er hasst sein ganzes Leben, aber besonders seine Mutter. Er beschimpft, verachtet und beleidigt sie ununterbrochen. Am liebsten würde er sie totschlagen, aber dann wird er wieder weggesperrt. Auch das Aussehen seiner Mutter ekelt ihn an, einzig ihre grünen Augen sind wunderschön - ein Versehen der Natur.
Er bekommt Tabletten gegen seine Wut verschrieben, nimmt diese aber nicht regelmäßig ein.
Seit Wochen freut er sich darauf, mit seinen Kumpels nach Amsterdam zu reisen. Nur der Gedanke an diese Reise lässt ihn die Präsenz seiner hässlichen und beschissenen Mutter ertragen.
Doch dann fragt sie ihn, ob er mit ihr über den Sommer nach Frankreich fahren würde. Er bekäme auch nach ihrer Reise ihr Auto und ihr ganzes Geld geschenkt. Natürlich kann Aleksy so ein Angebot nicht abschlagen, denn er möchte dringend ein Auto haben.
Dieser gemeinsame Sommer in Frankreich wird jedoch alles verändern.

„Mutters Augen weinten nach innen.“ (S. 55)

Was für ein Buch! Von euch in den Himmel gehypt und ich hätte es am liebsten abgebrochen. Diese Gewalt gegenüber der Mutter traf mich bis in den tiefsten Nerv. Doch ich war unterwegs, hatte nichts anderes zum Lesen dabei und was macht man dann? Weiterlesen!
Und dann passierte es: Mit einer Wucht, die ich nicht für möglich gehalten hätte, wurde ich in das Buch gesogen.
So gut - liebevoll, fein, ja, fast poetisch. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Kleiner Minuspunkt: Lediglich über die Schwester und den Unfall hätte ich gerne mehr Informationen haben wollen.

Fazit:
Ein schmales Buch - kraftvoll, eindrücklich und sprachlich gewandt, einfach klasse. Ein starkes Debüt.
4/ 5