Rezension

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Stürmische Zeiten auf Schloss Liebenberg

Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz. -

Schloss Liebenberg. Hinter dem falschen Glanz.
von Hanna Caspian

Bewertet mit 5 Sternen

Buchanfang:
"Unfassbar. Mich in dieser Situation auch noch mit so etwas zu belasten."
Das waren die Worte der Fürstin zu ihrer Dienstbotin Adelheid, als diese um ärztliche Hilfe für die kranke Mutter bat. Nun war diese gestorben. Vier Wochen war das nun her. Adelheit hatte nur noch eins im Kopf. Sie wollte Rache. Ihre Geschwister mussten sich um das Baby kümmern. Der Vater war ein Trinker. Adelheid tat ihr bestes, um die Familie am Leben zu erhalten. Ihren Dienst konnte sie nicht aufgeben. Sie brauchten das Geld. Da entdeckt sie durch Zufall beim Saubermachen des Kamins einen Brief an den Fürsten, zwar leicht angekohlt, aber dennoch lesbar. Der Inhalt war brisant. Sie war sich sehr sicher, dass der Brief an den Fürsten von einem Mann war. Ihr wurde klar, dass sie etwas sehr nützliches für ihre Rache in der Hand hielt.
Die Trilogie "Schloss Liebenberg" wird aus der Perspektive der Dienstboten erzählt. Der Blick auf diese eigene Gesellschaft, die die sich Tag und Nacht den Herrschaften dienten, mag ungewöhnlich sein.
Doch manchmal ist es nicht verkehrt einfach mal den Blickwinkel zu ändern!
Hanna Caspian hat mit dieser Trilogie ein sehr interessantes Thema aufgegriffen, die Eulenberg-Affäre. Auslöser zu allem der Journalist Harden. Der Skandal um den § 175, dem Fürsten und seine Liebenberger Rund war von höchster politischer Brisanz. So wird in diesem Folgeband auf die Vorereignisse eingegangen und um die weitere Aufarbeitung dessen. All das hat Auswirkungen auf das gesamte Schlossleben. Denn hier greift ein Rad in das andere. Die Stimmung im gesamten Schloss ist hochexplosiv, oben wie auch unten bei den Bediensteten.
Hier bleibt auch bis zum Ende die Frage offen, wieso der Haushofmeister Opitz immer noch seinen Dienst im Schloss versehen darf. Es gelingt Adelheid und Hedda sich mit Viktor zusammen zu tun und gemeinsam tricksen sie Opitz aus. Dies all bestimmt den weiteren Verlauf der Handlung. Was mich an Viktor nervt ist diese Heimlichtuerei um seine Familie. Pikant wird es für ihn, als Adelheid einen Brief findet, in dem sie liest, dass sein Vater noch lebt. Entgegen seinen Aussagen, wo Viktor behauptet er sei tot.
Dass Adelheid ihr gefundenes Material zu Geld macht, ist in ihrer familiären Situation nur verständlich. Das sie diese über einen Mittelsmann dem Journalist Harden zukommen lässt, hier auch die ehemalige Gesellschaftsdame Maiwald eine Rolle spielt, öffnet den Blick auf den weiteren Verlauf.
Man darf gespannt auf den dritten Band sein. Auf die weitere Entwicklung von Adelheid. Wie wird sie entscheiden? Was passiert mit Hanna, deren Bruder sie unbedingt mit einem Farmer in Afrika verheiraten will? Wie wird ihr weiterer Weg sein? Wird sie der Liebe wegen in Berlin bleiben oder ihren Traum auszuwandern verwirklichen?
Bleibt zu hoffen, dass alle offenen Fragen gelöst werden. Immer mit Blick auf die politische Brisanz der Eulenberg-Harden-Affäre.
Der Roman verliert zu keiner Zeit an Tempo. Auch in diesem Band zeigt sich, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. So sollte man auf jeden Fall das Nachwort lesen.