Rezension

Super!

Die Frau in Schwarz - Susan Hill

Die Frau in Schwarz
von Susan Hill

Bewertet mit 4 Sternen

Normalerweise bin ich ja eher der Typ Leser, der zuerst das Buch liest und sich dann den Film anschaut. Bei “Die Frau in Schwarz” war dies ausnahmsweise einmal anders, allerdings habe ich das Buch recht schnell nachgeholt. Zum Glück, denn es ist beinahe so gut wie der Film.

Susan Hill hat mit “Die Frau in Schwarz” einen wunderbaren Horror-Thriller geschrieben, der mich von der ersten Seite an gefesselt und begeistert hat. Zwar konnte ich mich leider nicht so auf die Charaktere einlassen, wie ich es mir gewünscht habe, aber die Handlung hat dafür einiges wieder wettgemacht. Meine Einstellung zu den Charakteren hatte allerdings nicht etwa damit zu tun, dass diese schlecht waren, im Gegenteil, allerdings hatte ich nun immer den Schauspieler Daniel Radcliffe vor Augen, was beim Lesen nicht unbedingt positiv war.

Der Schreibstil ist flüssig, voller Spannungsmomente und stellenweise alles andere als vorhersehbar. Das gefiel mir besonders gut, denn das zeigt, dass Filme nicht unbedingt 1:1 übernommen werden müssen. Auch der typisch englische Stil, der im Buch präsentiert wird, hat mir gut gefallen. Die Geschichte wirkt stellenweise recht altmodisch, was allerdings auch daran liegt, dass das Buch bereits 1993 in Deutschland erschienen ist.

Ebenfalls gefallen haben mir die sehr detaillierten Beschreibungen. Das Haus und seine Umgebung wird als düster, stellenweise bedrohlich und furchterregend beschrieben, das aber gleichzeitig auch eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Ich konnte mir sämtliche Handlungsorte bidlich vorstellen und hatte keine Mühe, der Geschichte zu folgen. Ein wenig schade fand ich allerdings, wie schnell das Ende bereits gekommen ist. Mit gerade einmal 210 Seiten ist das Buch recht dünn und ich hatte stellenweise das Gefühl, dass Susan Hill in der Schlussphase die Puste ausging, weil es oftmals den Eindruck gemacht hat, als hätte sie keine Ideen mehr gehabt und wollte unbedingt zum Ende kommen. Das Buch hätte meiner Meinung nach gut und gerne noch 100-150 Seiten mehr haben können und es wäre dennoch nicht langweilig geworden.

Wie bereits oben erwähnt, hatte ich so meine Probleme mit den Charakteren, insbesondere mit dem jungen Anwalt Arthur Kipps. Zwar wird dieser recht gut beschrieben und konnte mit seiner Entschlossenheit und seinem sympathischen Auftreten bei mir punkten, aber dennoch hatte ich immer wieder Daniel Radcliffe vor Augen, was mir Arthur als Charakter etwas kaputt gemacht hat. Da die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird, lernt man ihn und seine Gefühle recht gut kennen. Auch die weiteren Charaktere waren nicht so ganz überzeugend. Stellenweise blieben sie erschreckend blass, was ich nicht unbedingt erwartet hätte. Manche Dialoge gehen dabei sogar unter, bzw. konnte ich mich nach zehn Seiten kaum noch daran erinnern, weil es stellenweise einfach als eher unwichtig präsentiert wurde. Hier hätte man noch deutlich mehr heraus holen können.

Die Covergestaltung hat mir leider gar nicht gefallen, da bei dieser Ausgabe einfach nur das Filmposter übernommen wurde. Zwar kann dies manchmal recht gut sein, wenn es das Buch zum Film ist, mich konnte es leider nicht überzeugen. Auch wenn die düstere Stimmung perfekt eingefangen wird, hätte ich mir eine neutralere Person oder eine andere Szene gewünscht, denn das Buch hat ein weitaus besseres Cover verdient. Die Kurzbeschreibung ist jedoch gelungen und befasst sich mit dem Hauptthema, ohne in Nebensächlichkeiten abzurutschen.

Insgesamt hat mir “Die Frau in Schwarz” gut gefallen. Zwar ist ausnahmsweise die Verfilmung stärker als das Buch, aber dennoch konnte das Buch mit seinen Spannungsmomenten und einem wunderbaren Schreibstil überzeugen, der so manchen Gänsehautmoment beschert hat.