Rezension

The Perfect-Ordinary

The Perfect Fit -

The Perfect Fit
von Kara Atkin

Bewertet mit 3 Sternen

Während ich von Kara Atkin die Trilogie an der San Teresa sehr gut fand und mich von den unterschiedlichen Liebesgeschichten auch eingefangen fühlte, habe ich das Seoul-Duett beispielsweise abgebrochen, weil es mir trotz viel Gefühl einfach zu zäh war. Dementsprechend war ich gespannt auf ihre neue Reihe, die mit der Mode- und Musikwelt ein ganz anderes Setting bietet und auch Figuren jenseits der Universität in den Fokus nimmt. Mit „The Perfect Fit“ hat sich aber ein anderer Kritikpunkt eingeschlichen: aus einer vielversprechenden Geschichte eine leider eher lahme Geschichte zu machen.

Grundsätzlich will ich aber erstmal festhalten, dass ich das Setting und das ganze Potenzial der Welt für sehr, sehr gut halte. Es ist was anderes im Genre New Adult, es fühlt sich frisch an. Oft kritisiere ich bei interessanten Themen auch, dass die Protagonisten tolle Hobbys oder Jobs haben, aber dann geht es viel zu sehr um die Liebesgeschichte und das eigentliche Nebenthema ist nur ein Haken auf einer Liste, dafür aber nicht ausgearbeitet. Das kann ich hier nicht kritisieren. Es ist zwar auch nicht perfekt, aber im sonstigen Vergleich wirklich gut ausgearbeitet. Speziell bei Ellie. Am Ende hatte ich wirklich das Gefühl, ja, sie ist eine Stylistin. Ich habe auch einen guten Eindruck bekommen, wie sie dabei tickt. Sie geht nach Bauchgefühl vor. Sie will die Essenz des Menschen begreifen, den sie ausstattet und ihn dementsprechend kleiden. Das fand ich sehr sympathisch und nachvollziehbar. Dass mir die beschriebenen Outfits von Roan jetzt leider keine Bilder in meinen Kopf zaubern, da kann Kara Atkins nichts für, aber ich hatte dennoch löblich die Überzeugung, dass sie eine gute Grundlage für andere und ihr Kopfkino geschaffen hat. Bei Caleb kann ich das auch nicht groß anders sehen, weil man von seinem Alltag als Manager von Parallel einen Eindruck bekommt und da ebenso abgeholt wird.

Was mir nun aber gefehlt hat, das war wirklich eine Einbettung und eine schöne Entwicklung. Wir erfahren bei Caleb ein wenig von seinen vergangenen Träumen, die wegen eines Unfalls dann begraben werden mussten, bei Ellie scheint durch, warum sie im strengen Haushalt Mode als Zufluchtsort gesucht und gefunden hat, aber ich fand, das war wenig, gerade dann eben im Kontext, dass sich Ellie und Caleb begegnen und es im Grunde Liebe auf den ersten Blick ist. Nicht, dass ich nicht an Liebe auf den ersten Blick glaube, aber es muss auch bei mir ankommen. Es stand in den Zeilen, aber ich habe es nicht gefühlt. Vielleicht auch, weil die Geschichte danach zu einfach erzählt wurde. Wenn der Klappentext normalerweise Fake-Beziehungen verspricht, dann lebt das für mich davon, dass sich zwei Menschen begegnen, die erstmal mehr Vorbehalte als Interesse haben, so dass es richtig schön knallt und dann mehr und mehr unterschwellig prickelt. Eigentlich ist es ja sogar löblich, dass sich Atkins hier an einer kleinen Neuerfindung versucht hat, doch die Geschichte hat dadurch an manchen Stellen etwas Vielversprechendes eingebüßt. Die beiden haben sich erstmals geküsst, dann platzt diese Klausel mit der Beziehung rein und sie gehen eine Fake-Beziehung ein. Auch wenn sie noch gar nicht bereit für eine Beziehung sind, eigentlich wollen sie es als Endziel sicherlich, weswegen ich keine Kontraste wahrgenommen habe. Stattdessen ging es mehr darum, dass beide die Zuneigungen genießen, die sie nach außen zeigen, aber sich jeweils einbilden, dass es der jeweils andere nicht tut und hmmm ja, das war leider schnell etwas nervig.

Vielleicht wäre es an dieser Stelle dann hilfreich gewesen, wenn mehr die Figuren und warum sie sind, wer sie sind, noch mehr ergründet worden wäre. Das hätten nur hier und dort mal ein Gespräch in den Abendstunden sein müssen, weil dann wäre etwas aufgefangen worden und die Beziehung der beiden auch nachvollziehbar vertieft worden. Der Antagonist war auch eher nicht mein Fall. Das wirkte alles etwas konstruiert. Auch wenn es diese machtgeilen Manager überall gibt, meistens sind sie doch ziemlich gewieft und hier war der gute Mann eigentlich so impulsiv, dass er sich selbst ein Bein gestellt hat. Gut hat mir wiederum gefallen, dass es am Ende zwar logischerweise ein Happyend gibt, aber es dennoch auch einen Umbruch gibt, der auch den folgenden Band stark beeinflusst. Das macht auf jeden Fall Lust.

Fazit: „The Perfect Fit“ hat für den Inhalt einen ganz wunderbaren Titel und bietet vom Korsett her auch alles, was mich nur wünschen kann. Ich finde dann leider nur, dass Kara Atkin auf der inhaltlichen Ebene nicht überall die passenden Entscheidungen getroffen hat. Es liest sich flott und flüssig, aber es ist wenig begeisternde Aufregung bei mir entstanden.