Rezension

tiefgründig, stellenweise zu heftig für mich

Das schwarze Buch der Gier - Beile Ratut

Das schwarze Buch der Gier
von Beile Ratut

Bewertet mit 4 Sternen

Die Ich-Erzählerin heißt Alba.

Ihr Bruder verschwindet an ihrem 6. Geburtstag und Alba bleibt 40 Jahre lang auf der Suche nach ihrem Bruder, sich selber und ihrem Bruder in sich selbst. Stetig ist Alba darum bemüht, sich unsichtbar zu machen. In ihrer Zerrissenheit verschwimmen für sie die Grenzen zwischen Wahrheit und Phantasie und je mehr sie leidet, um so mehr drehen sich ihre Gedanken um Folter, Vergewaltigung, Mißhandlung, Kriegsverbrechen, Kindsmißbrauch,... Am Ende gibt es Erlebnisse, die ihr in ihrer Entwicklung weiterhelfen....

Zunächst war ich äußerst fasziniert von den wunderschönen Worten und Wortschöpfungen, mit denen Alba ihre Gefühle beschreibt ( z. B. " in die Fänge der Lügensalztränenkönigin treiben"). Die erste Hälfte dieses Leseabschnittes hat mich schwer beeindruckt: wie kann man mit so schönen Wortschöpfungen und Bildern solch schweren Schmerz geradezu malerisch und treffend darstellen? Je stärker ihr Schmerz wird, umso dramatischer werden ihre Gedanken und dieses in immer längeren Abschnitten. Mich hat schon sehr beeindruckt, wie gut die Stimmung verbal umgesetzt wurde; aber das letzte Drittel war mir zu heftig, das war mir zu geballt, hat mich so sehr berührt, daß ich es erst nach einer Pause zu Ende lesen konnte...