Rezension

berührend voller Tiefgang etwas ganz Besonderes

Das schwarze Buch der Gier - Beile Ratut

Das schwarze Buch der Gier
von Beile Ratut

Bewertet mit 5 Sternen

Albas Leben verändert auf einen Schlag , als an ihrem 6. Geburtstag ihr Bruder Samuel einfach nicht mehr nach Hause kommt.
Seitdem ist nichts mehr wie es mal war. Die Eltern lassen sich in eine Blase der Stille fallen und Alba steht plötzlich ganz allein da mit ihrem kindlichen Sorgen und Gefühlen. Ein Zitat aus dem Buch beschreibt die Gedankenwelt des Mädchens wie ich finde sehr gut. ...“ ich wohnte im Haus der Gram, in einem Haus, aus dessen Wasserhähnen Tränen flossen. Die Bodendielen seufzten, die Spiegel weinten, die Wasserkessel, Vaters Wecker und die Klingel an der Tür brüllten vor Schmerz.“
Die sonst so glückliche Kindheit ist vorbei und aus Alba wird eine verschlossene, nachdenkliche und introvertierte junge Frau. Es stehen so viele offen Fragen im Raum, die ihr einfach keiner beantwortet.
So beginnt sie sich einzuhüllen in einen Kokon aus Gedanken. Sie lässt niemand an sich heran. Dazu kommt noch diese unsägliche Gleichgültigkeit der Mitmenschen. Tief versunken in ihren melancholischen Gedanken, ist sie unberührbar für ihre Umwelt.
Die Geschichte ist ehrlich, tiefsinnig und unheimlich tiefgründig. Sie hält unheimlich lang an und wird mir bestimmt nicht aus dem Kopf gehen. Ich habe Alba sehr gut und intensiv kennengelernt. Nicht nur einmal musste ich bei meiner Lektüre innehalten und das Gelesene verarbeiten und reflektieren. Die Autorin verschönt nichts, die dunklen Abgründe der menschlichen Seele werden hier sehr gut ausgeleuchtet. Ein wirklich gelungenes Debüt der Autorin das mir unter die Haut und ans Herz ging.