Rezension

Toll erzählte Familiengeschichte

Altenstein - Julie von Kessel

Altenstein
von Julie von Kessel

Bewertet mit 4 Sternen

Ein tolles Buch über eine Familie, das Zusammenhalten und die Frage, ob am Ende nicht zu viele Menschen nur an den eigenen Vorteil denken.

 

Gräfin Agnes von Kolberg steht am Ende des zweiten Weltkriegs alleine mit zehn Kindern da, nachdem ihr zweiter Ehemann Kuno gefallen ist.
Die Familie hat ihr Gut Altenstein verloren und muss sich, in eher ärmlichen Verhältnissen, im Westen bei Bonn ein Nachkriegsleben erarbeiten.

Agnes ist eine dominante Frau und Mutter, sie sieht sich als Mittelpunkt der Familie, als einzig nahezu perfekte Persönlichkeit. "Sie sei wie eine Blume, sagte die Gräfin oft, und ihre Kinder seien die Blumenblätter."

Ihre Dominanz und zuweilen auch Arroganz sind aber der Grund dafür, dass ihr jüngster Sohn Konrad es im Leben niemals zu etwas gebracht hat.
Nach der Wende will er Altenstein für die Familie zurück haben, doch statt der Familie ein neues/altes Heim geben zu können, kommt es zum Streit zwischen den Geschwistern.

Julie von Kessel ist es gelungen, ein wunderbar unterhaltendes Buch zu schreiben.
Ganz besonders großartig ist, dass sie die Geschichte der von Kolbergs nicht linear erzählt, sondern munter zwischen 1943, Konrads Geburtsjahr, und 2005, seinem Sterbejahr, hin und her wechselt. Dies ist zu keinem Zeitpunkt verwirrend, sondern führt immer dazu, dass der Leser die Geschichte besser begreift. Zudem sind die kurzen Kapitel und ständigen Wechsel sehr kurzweilig.

Julie von Kessel ist es gelungen, alle Protagonisten genau zu zeichnen, liebevolle Details inklusive.

Ich war über den Aufbau des Buchs zunächst erstaunt, dann begeistert.
Eine schöne Geschichte, in der nebenbei auch noch die deutsche Geschichte vom zweiten Weltkrieg über die Wende bis ins neue Jahrtausend aufgearbeitet wird.