Rezension

Tolle Bilder, ernstes Thema, aber leider sehr kitschig und klischeehaft

Für einen Sommer und immer - Julie Leuze

Für einen Sommer und immer
von Julie Leuze

Bewertet mit 3 Sternen

Tolle Bilder, ernstes Thema, aber leider sehr kitschig und klischeehaft

Inhalt

Als Annika erfährt, dass ihre Mutter bald sterben wird, hält sie es zuhause nicht mehr aus und nimmt kurzerhand ihren längst überfälligen Urlaub. Doch kaum ist sie in dem Luxushotel in den Bergen angekommen, langweilt sie sich auch schon zu Tode. Also engagiert sie für die Dauer ihres Aufenthalts einen Bergführer, um sich mit anspruchsvollen Wanderungen die Zeit zu vertreiben.
Zuerst findet sie Samuel unerträglich, doch bald lässt sich Annika, ansonsten unverbesserlicher Workaholic, die sich keine Schwäche erlauben kann, auf seine faszinierende Welt der Berge ein öffnet ihr Herz nicht nur für die Natur sondern auch für Samuel...

Meinung

Zugegeben, eine besonders anspruchsvolle Geschichte habe ich trotz des eigentlich ernsten Themas hier nicht erwartet, doch ein paar Klischees weniger hätte ich mir schon gewünscht.

Eines muss man der Autorin lassen: Sie versteht es, einen die Liebe zu den Bergen spüren zu lassen. Nicht nur Samuels Faszination für die Landschaft seiner Heimat, auch Annikas Beschreibungen auf ihren Wanderungen lassen einen selbst angesichts der Bilder im eigenen Kopf staunen und wecken den Wunsch, selbst einmal Urlaub in den Dolomiten zu machen.

Auch das ernste Thema des Buches, mit dem Annika sich viel beschäftigt, hat mir gut gefallen: Ihr Leben lang war sie ein Workaholic, kalt, berechnend, auf Erfolg aus, mit dem Ziel, ihren Eltern, ihrer besten Freundin Helene und allen anderen zu beweisen, dass sie alles schaffen kann. Doch als ihre Mutter mit nur 57 erfährt, dass sie eine tödliche Krankheit hat, und mit der Erkenntnis konfrontiert wird, dass sie in ihrem Leben kaum Spaß hatte und sich selten einen Wunsch erfüllt hat, überdenkt auch Annika ihre Pläne für ihr Leben.
Der abenteuerlustige Samuel, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat und einen krassen Kontrast zu ihr bildet, hilft ihr dabei.
Diese Botschaft fand ich sehr schön und wichtig.

Reichlich übertrieben fand ich dagegen die Umsetzung, denn der Großteil des Buches spielt innerhalb von 3 Wochen, in denen Annika ihr Leben auf einmal komplett ändert. Ihre Entwicklung zur lebensfrohen Genießerin geht mir viel zu schnell angesichts der Tatsache, dass sie sich ihre verbissene Einstellung zum Leben immerhin seit mehr als 20 Jahren antrainiert hat. Innerhalb von nur einer Woche auf einmal zu erkennen, dass sie ihr ganzes Lebens bisher verschwendet hat, fand ich einfach zu viel des Guten.

Ebenso verhält es sich mit ihren Gefühlen für Samuel. Eine gewisse Faszination und Verknalltheit mag ja recht schnell gehen, aber richtige Liebe und diverse Entscheidungen, die Annika seinetwegen trifft, waren mir für eine erwachsene Frau einfach viel zu unbedacht und übertrieben. Gerade das Ende ist so vollgepackt mit kitschigen Entwicklungen und übertrieben unrealistischen Ereignissen, dass ich das Buch einfach nicht mehr ernstnehmen konnte.
Die Liebesgeschichte von Annika und Samuel ist zwar sehr süß, wäre aber deutlich überzeugender gewesen, wenn sie sich über einen längeren Zeitraum gestreckt hätte.

Zudem fehlten mir bei beiden Figuren einige Infos über Charaktereigenschaften. Über Samuel weiß man nichts, als dass er die Berge liebt, über Annika nichts, als dass sie ein Workaholic ist und Gourmetessen mag. Was sind ihre Hobbys, ihre Lieblingsmusik, was sind ihre kleinen Macken - solche Details hätten die Figuren viel lebendiger gemacht.

Fazit

In "Für einen Sommer und immer" steckt eine ernste und wichtige Botschaft und die lebendigen Beschreibungen der wunderschönen Berglandschaften und die Begeisterung der Figuren dafür wirken ansteckend, doch streckenweise ist das Buch einfach viel zu kitschig und unrealistisch und die Entwicklung der oft farblosen Figuren geht viel zu schnell. Ich vergebe 3 Sterne.