Rezension

Wunderschön und ergreifend – ein Herzensbuch.

Für einen Sommer und immer - Julie Leuze

Für einen Sommer und immer
von Julie Leuze

*Worum geht's?*
Als Annikas Mutter ihr erzählt, dass sie schwer krank ist und bald sterben wird, will Annika nur noch eins: weg, und zwar schnell. Sie nimmt ihren lange überfälligen Urlaub und flüchtet sich in ein abgeschiedenes Dorf in den Südtiroler Dolomiten. Doch im Entspannen war die dreißigjährige Karrierefrau noch nie sonderlich gut, und schon nach einem Tag fällt ihr in ihrem schicken Hotel die Decke auf den Kopf. Um der erdrückenden Leere in ihrem Inneren zu entkommen, beschließt sie, sich beim Gipfelstürmen auszupowern, und nimmt sich kurzentschlossen einen Bergführer. Samuel ist vollkommen anders als alle Männer, die Annika je kennengelernt hat. Seine Liebe zu den Bergen ist mitreißend, ansteckend, und bald bemerkt Annika, dass sie mit jedem Meter, dem sie sich der Bergspitze nähert, auch ihrem eigenen Herzen näher kommt … (Quelle: egmont-ink.de)

*Meine Meinung:*
Eine 32-jährige Karrierefrau, die nach einer schlimmen Nachricht in die Dolomiten flüchtet, um dort bei gutem Essen und Wein zur Ruhe zu kommen und zurück zu sich selbst zu finden. Ich muss zugeben: In der Masse der tragischen Schicksalsbücher, die den Buchmarkt überschwemmen, wäre diese Geschichte mit ihrem Berg- und Delikatessen-Thema geradezu an mir vorbeigerutscht – stünde da nicht der Name dieser einen Autorin, die mein Leserherz mit jedem ihrer Worte zum Schmelzen bringt. Julie Leuze ist für mich ein Garant für emotionale Wohlfühl-Bücher und deshalb gehörte auch „Für einen Sommer und immer“ ganz klar zu meinen Must-Reads in diesem Jahr.

Nach wenigen Seiten war mir klar: Auch mit ihrem neuesten Werk wird mich Julie Leuze nicht enttäuschen. Schon der erste Satz hat genügt, um mich neugierig auf die Geschichte zu machen, und nur wenige Absätze später war ich Julie Leuzes Schreibstil mit Haut und Haar verfallen. Leuze schreibt mit viel Gefühl und gleichzeitig mit solch einer lockeren Leichtigkeit, sie findet stets das richtige Wort für den richtigen Moment und pflanzt Emotionen wie kleine Samenkörner in die Herzen ihrer Leser, die im Laufe der Geschichte mehr und mehr erblühen. Diese Autorin hat das gewisse Etwas – und das spürt man mit jeder verschlungenen Seite deutlicher.

In „Für einen Sommer und immer“ lernt man die 32-jährige Annika Winter kennen, die souveräne Pressereferentin von Pharmedizin, die unnahbare und unbezwingbare Karrierefrau, die stets bekommt, was sie will, und dafür notfalls auch über Leichen geht. Die stets perfekt gestylte Annika Winter ist eine Zimtzicke der Extraklasse! Das stellt sie auch gleich unter Beweis, denn in dem Berghotel in den Südtiroler Dolomiten, in das sie eingecheckt hat, lässt sie das Personal deutlich spüren, was sie von ihnen hält. Annika ist forsch, selbstbewusst und stark. Doch was auf Außenstehende sehr einschüchternd wirkt, durchschaut man als Leser, der Einblick in Annikas Gedanken und Gefühle hat, sehr schnell: Hinter der harten Facette versteckt Annika einen angeknacksten Kern.

Der Grund für Annikas spontanen und für die Karrierefrau völlig untypischen Urlaub ist alles andere als schön: Ihre Mutter ist sterbenskrank und hat nicht mehr lange zu leben. Bei dieser Nachricht brennen bei Annika die Sicherungen durch. In den Dolomiten sucht sie Ruhe und Frieden, aber Entspannung ist für sie leider ein Fremdwort. Mit viel Feingefühl und Lebendigkeit erzählt Julie Leuze Annikas Geschichte, deren Flucht in die Berge sie innerlich aufwühlen und für immer verändern wird. Das Bergthema drängt dabei gar nicht so stark in den Vordergrund, wie man es vermuten könnte. Im Gegenteil: Man taucht so tief in die Geschichte ein, dass man die Ruhe der Dolomiten, den frischen Wind und den Frieden der Natur am eigenen Leib spürt. „Für einen Sommer und immer“ beschäftigt sich authentisch und ehrlich mit schwierigen und belastenden Themen, übermittelt dabei aber nie ein Gefühl der Ausweglosigkeit. Es ist eine Geschichte über das Sicht-selbst-finden, über das Wachsen und Weitermachen, über das Hinter-sich-lassen und Neues-wagen. Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt – und wie nur Julie Leuze sie erzählen kann.

Hinter Annikas strenger Maske steckt viel mehr, als es zunächst den Anschein macht. Seite für Seite erfährt man mehr über ihre komplexe Persönlichkeit und ihre Hintergründe und mit jedem Puzzleteil, das man neu entdeckt, ist man erleichterter darüber, dass Annika all das nicht alleine bewältigen muss. Samuel, ihr persönlicher Bergführer, wird schnell, aber nicht zu überstürzt zu Annikas Vertrautem. Der sympathische Adrenalinjunkie, der die Ruhe der Berge ebenso zu schätzen weiß wie das Abenteuer der Gipfel, bringt eine ordentliche Portion Romantik in das Geschehen. Sein natürlicher Charakter und sein Charme bringen Annikas innere Mauern mehr und mehr zum Bröckeln. Die Chemie zwischen ihnen stimmt und macht sie zu einem wunderschönen Pärchen, das ausgeglichener kaum sein könnte. Auch Samuel hat seine Päckchen zu tragen, was ihm sehr markante Ecken und Kanten verleiht und dem Bergführer ebenfalls einen festen Platz im Leserherzen sichert. 

*Fazit:*
Mit „Für einen Sommer und immer“ hat Julie Leuze wieder einmal eine Geschichte abgeliefert, die mein Herz zum Schmelzen gebracht hat. Keine Autorin schreibt so einfühlsam und ehrlich, so authentisch und herzergreifend wie sie! Die Geschichte um Annika und Samuel steckt voller tragischer und trauriger Elemente, übermittelt einem aber trotzdem niemals ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Hochemotional und unvergleichlich eindringlich erzählt Julie Leuze in diesem Buch über das Sich-selbst-finden, das Hinter-sich-lassen und Friedenfinden, das Neu-anfangen und glücklich sein. Wunderschön und ergreifend – ein Herzensbuch. Für „Für einen Sommer und immer“ vergebe ich 5 Lurche.