Rezension

Tolle Grundidee, aber leider sehr oberflächlich umgesetzt

Zwischen uns die Flut - Eva Moraal

Zwischen uns die Flut
von Eva Moraal

Bewertet mit 2.5 Sternen

Inhalt:

Nachdem mehrere große Überschwemmungen die Welt erfasst haben, hat sich die Bevölkerung in 2 Teile gespalten: die "Trockenen", das ist die reiche Schicht, die in Gebieten leben, wo sie vor dem Wasser sicher sind und die "Nassen", welche die ärmere Gesellschaftsschicht darstellen, die in der Nähe des Deiches wohnen und durch nichts vor der Flut geschützt sind. Zwischen diesen Gruppen bestehen viele Spannungen. Als Nina, eine "Trockene" und dazu noch Tochter des Gouverneurs die Schule wechseln muss, trifft sie auf Max, einen "Nassen" und die beiden beginnen sich ineinander zu verlieben.

 
Cover und Gestaltung:

Die Aufmachung des Buches hat mich sehr begeistert. Die zwei Menschen im Meer, der tolle blaue Buchschnitt und der verschwommene Schriftzug "Flut", lassen schon erahnen worum es im Buch geht und sind sehr passend. Es sieht auf jeden Fall wunderschön in jedem Bücherregal aus.

 

Meine Meinung:

Das Ausgangsszenario dieser Dystopie fand ich an sich sehr interessant, da es ein Zukunftsszenario darstellt, dass durch die klimatischen Veränderungen und das Schmelzen der Polkappen durchaus realistisch erscheint. Leider wird man aber zu Anfang ziemlich ohne Erklärungen in das Geschehen hinein geworfen. Ich hätte mir gewünscht, dass die Welt in der Max und Nina leben etwas ausführlicher beschrieben wird. Das man etwas über die Ursachen und Hintergründe der Überflutungen erfährt, die Entstehung des neuen Gesellschaftssystems besser erläutert wird oder auch dass man Informationen bekommt, was im Rest der Welt los ist. Diese Dystopie spielt dort, wo heute die Niederlande liegen, aber das Ausland und ob die Menschen da ebenfalls von den Überflutungen betroffen sind wird mit keinem Wort erwähnt. Da es der erste Band einer Reihe ist, weiß ich natürlich nicht, ob in diese Richtung mehr für weitere Bände geplant ist. Aber ich finde solche generellen Erläuterungen der Welt in der die Geschichte spielt gehören durchaus in den Einstieg. Einiges kann man sich im Verlauf der Geschichte zusammenreimen, aber von manchen im Buch beschriebenen Sachen hatte ich bis zum Ende keine richtige bildliche Vorstellung. 

Stattdessen konzentriert sich der erste Teil eigentlich fast nur auf Nina und Max plus ihre Familien. Das fand ich sehr schade, denn ich denke, dass die Ausgangsidee viel mehr Potential gehabt hätte.
Nina lebt als Tochter des Gouverneurs sicher vor dem Wasser in der "Geschlossenen Gemeinschaft" im Luxus und ausgestattet mit allerlei High Tec Kram. Max hingegen wohnt als "Nasser" in einem Viertel nahe des Deiches und sein Zuhause wird bei einer erneuten Flut als erstes überschwemmt. Er lebt mit seiner Familie in einem Hochhaus in ärmlichen Verhältnissen und seit dem Tod seines Vaters hat sein älterer Bruder mit seinen Eskapaden die Kontrolle über die Familie. 
Beide Protagonisten sind durchaus sympatisch, wobei ich Max Persönlichkeit etwas besser ausgearbeitet fand. Er ist sehr impulsiv und aufbrausend und seine innere angestaute Wut, die nur allzu häufig in ihm hochkocht und der Knoten, der sich dann in seinem Inneren bildet sind sehr anschaulich beschrieben. 
Nina hingegen war am Anfang etwas blass. Später konnte ich ihre Handlungen oder besser gesagt, dass was sie eben nicht tat überhaupt nicht verstehen. 
Das Buch ist jedoch nicht nur was die Beschreibung der Welt, in der die beiden leben etwas oberflächlich, sondern auch, was ihre Beziehung angeht. Diese war mir viel zu körperlich basiert und oberflächlich. Wenn die beiden aneinander dachten, dann eigentlich nur an körperliche Dinge, vieles ging viel zu schnell oder kam aus dem Nichts und ich hatte irgendwie nicht das Gefühl, dass sie auch auf einer anderen Ebene irgendwie verbunden sind.

Die Geschichte wird kapitelweise abwechselnd aus der Sicht von Nina und Max erzählt, was ich sehr gut finde, da man so die Gedanken von beiden Protagonisten zu den jeweiligen Situationen mitbekommt und dieses Innenleben der beiden ergänzt sich perfekt. Diese Lösung hat mir in jedem Fall auch viel besser gefallen, als nochmal ein separates Buch mit der gleichen Geschichte aus Sicht des anderen Protagonisten zu machen, was ja derzeit auch häufiger vorkommt. Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfach und sachlich gehalten. Es ist sehr schnell und flüssig zu lesen, aber halt leider auch nicht sehr detailliert, wie ich oben schon erwähnte.

Was den Spannungsbogen angeht fand ich das Buch auch nicht optimal, was aber größtenteils auch am viel zu ausführlichen Klappentext liegt. Am Anfang plätschert die Geschichte eher so dahin und man ist erst nach der Hälfte des Buches an dem Punkt angelangt, an dem man das selbe Wissen wie nach dem Klappentext hat. Für mich ist das viel zu viel, da ich dann das Gefühl habe, das Buch gar nicht mehr lesen zu müssen. Ich würde euch nicht empfehlen den Klappentext zu lesen, falls ihr euch für das Buch interessiert. Er nimmt viel an Spannung von Max Reaktion weg. Für meine Rezension habe ich den Inhalt daher extra kürzer gefasst.
Im zweiten Teil des Buches ist das Tempo dann etwas höher, aber dennoch sind viele Dinge sehr vorhersehbar. Das Buch endet nicht mit einem totalen Cliffhanger, aber doch recht offen. Anscheinend ist ein zweiter Teil geplant. Für diesen würde ich mir dann mehr Erklärungen zu Max und Ninas Welt wünschen.

 

Fazit:

Das Meer und die Flut als Gefahr für den Menschen fand ich ein sehr interessantes und durch den Klimawandel auch realistisches Setting, das es aber verdient gehabt hätte viel mehr ausgebaut zu werden. So blieb das Buch jedoch leider sehr oberflächlich was die geschaffene Zukunftsvision, aber auch was die Beziehung der Protagonisten angeht und ist für mich nur eine eher durchschnittliche Dystopie.

Insgesamt vergebe ich 2,5 Sterne.

 

Originalität    4/5
Umsetzung   2/5
Schreibstil    3/5
Charaktere    3/5
Tempo        2.5/5
Tiefe            2/5
Lesespaß     3/5

 

Rezension auch auf scriptoflife-buecherblog.blogspot.de