Rezension

Trotz weniger magischer Momente eine große Überraschung

HALF BAD - Das Dunkle in mir - Sally Green

HALF BAD - Das Dunkle in mir
von Sally Green

Wenn man ein Leben lang behandelt wird, als wäre man die Verkörperung des Bösen, ist man dann auch dazu verdammt? Oder kann man noch an das Gute in sich glauben? Nathan lebt in einer magischen Welt, als Sohn einer weißen Hexe und eines schwarzen Hexers. Sein Leben ist kein einfaches, denn diese Welt wird von weißen Hexen regiert, die sich selbst als gut erachten und schwarze Hexen gnadenlos verfolgen oder gar töten. Weil Nathan sowohl das Blut von weißen und schwarzen Hexen in sich vereint, sieht jeder in ihm eine große Bedrohung. Auch Nathan selbst. Wer als der Sohn des gefürchtetsten und mächtigsten Schwarzen aller Zeiten geboren wurde, kann nur Dunkles und sehr Böses in sich tragen. Nathan hat mächtige und einflussreiche Feinde, die ihm von Geburt an das Leben zur Hölle machen. Er kann keinen Schritt machen, ohne dass der Rat der Weißen nicht darüber informiert wird. Nach und nach wird der Grund für diese Einschränkungen immer klarer, denn so erhofft sich der Rat, den mächtigen Schwarzen zu stürzen und zu töten. Nathan steht zwischen beiden Seiten und muss sich entscheiden, wofür es sich zu kämpfen lohnt: für die gute Seite in ihm – oder für die böse…

Als bekennender Cover-Fetischist muss ich gestehen, dass mich vor allem dieses ungewöhnliche Cover angesprochen hat. Letztendlich war es jedoch dieses sehr interessante Thema das, was mich überzeugt hat und ich wurde nicht enttäuscht. 

Der Einstieg in diese Geschichte war allerdings etwas holprig, weil ich gezwungen wurde, mich in ein Geschehen einzufügen, ohne jegliche Hintergrundinformationen erhalten zu haben, und mich mit einer Person zu identifizieren, die ich nicht einmal kannte. Die Autorin wollte, dass ich mich durch eine persönliche Anrede in die Perspektive eines Jungen versetze, der sich in einer sehr bedrohlichen und gefährlichen Situation befand. Dies ist mir nicht gelungen und ich hatte wirklich bedenken, ob ich dieses Buch weiterlesen sollte, denn dieser Stil hat mir persönlich gar nicht gefallen. Nach einigen für den Jungen qualvollen Passagen beginnt Sally Green aus Nathans Perspektive zu erzählen und hier erfuhr ich dann auch, wie er in diese schauerliche Situation geraten ist.

Obwohl Sally Green sich nur wenige literarische Elemente zu Nutzen gemacht hat, wuchs die Handlung zu etwas Gewaltigem heran. Ich bemerkte beim Lesen kaum, dass sie sich weniger mit der Beschreibung von Nathans Umgebung beschäftig hat, weil das Geschehen mit jeder Seite spannender wurde.           

Ich war vor allem fasziniert von der Figur Nathan und der Idee hinter dem Buch. Weiße Hexen, die sich selbst auserkoren haben, um über gut und böse zu entscheiden. Schwarze Hexen, die kein Mitspracherecht haben, wenn es um ihr eigenes Leben geht. Und Nathan, der zwischen beiden Seiten steht und sich auch von beiden Seiten angezogen fühlt, sodass in ihm ein erbitterter Kampf tobt. Wem soll er vertrauen? Der angeblich guten Seite, die ihn ein Leben lang kleingehalten und gequält hat, oder der bösen, von der er nur das weiß, was ihm all die Jahre erzählt wurde. Als Leser durfte ich die sehr authentische Figur Nathan seit frühester Kindheit bis zu einem großen und alles verändernden Ereignis an seinem 17. Geburtstag begleiten und wurde mit jedem seiner Probleme konfrontiert. Sehr sympathisch fand ich besonders, dass er keine typische Hauptfigur mit besonderen Fähigkeiten ist. Er macht viele Fehler und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass in ihm etwas schlummert, das nur darauf wartet, wach gekitzelt zu werden.

Obwohl in „HALF BAD: Das dunkle in mir“ viel über magische Fähigkeiten gesprochen wird, begegnen sie uns Lesern kaum. Wahrscheinlich liegt das an Nathan selbst, denn eigentlich beschäftigt man sich sehr viel mit seiner persönlichen Entwicklung und am Ende dieser Geschichte musste ich Nathan nach einem wichtigen Ereignis verlassen. Vielleicht ändert sich das mit den Folgebänden dieser Trilogie und es gibt dann mehr magische Momente zu erleben.