Rezension

Etwas brutale Geschichte mit spannendem Protagonisten und neuer Idee

HALF BAD - Das Dunkle in mir - Sally Green

HALF BAD - Das Dunkle in mir
von Sally Green

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Wenn das Böse in dir lauert, bist du dann dazu verdammt?

Nathan wird gejagt.
Seit seiner frühesten Kindheit wird er von der Regierung beobachtet, verfolgt, eingesperrt. Denn Nathan lebt in einer Welt, in der – mitten im modernen Alltagsleben – Hexen existieren. Weiße Hexen, die sich selbst für gut erachten und die Regierungsmacht in ihren Händen halten. Schwarze Hexen, die gefährlich und skrupellos sind und im Untergrund arbeiten. Und Nathan, der beides ist – denn seine Mutter war eine Weiße und sein Vater Marcus ist der gefürchtetste Schwarze aller Zeiten. Nathan ist ihm nie begegnet, aber von so einem Vater kann er nur Dunkles und Böses geerbt haben. Oder?
Um an Marcus heranzukommen, stellt der Rat der Weißen eine tödliche Falle – mit Nathan als Köder. Bald wird Nathan von beiden Seiten gejagt und muss sich entscheiden, wofür es sich zu kämpfen lohnt: für die gute Seite in ihm – oder für die böse …

Gestaltung:

Das Cover ist silberglänzend und in der Mitte prangt der Buchtitel, um den sich rote Schnörkel zieren. Diese roten Schnörkel sehen aus wie Rauch oder irgendeine Flüssigkeit, die in Form eines Gesichtes verläuft. Dabei sind die Farben des Titels in schwarz und weiß gehalten und stehen somit wahrscheinlich für die zwei Seiten von Nathans Welt: die weißen und die schwarzen Hexen.

Meine Meinung:

Ich habe das Buch gelesen, ohne vorher den Klappentext durchzulesen und muss sagen, dass das die Spannung sogar noch um einiges angehoben hat! Ich wusste somit nicht, dass es um Hexen gehen würde, sondern ich wurde einfach mitten in diese ungewöhnliche Geschichte hineingezogen.

Die Geschichte beginnt mit einer recht ungewöhnlichen Erzählperspektive: Der Leser höchstpersönlich wird angesprochen. Bisher ist mir noch kein Roman begegnet, der in der 2. Person geschrieben war und dementsprechend verwundert war ich über diesen Einstieg in die Geschichte. Nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten, aufgrund der ungewohnten Perspektive, kam ich jedoch schnell damit zurecht, vom Protagonisten Nathan angesprochen zu werden und war von den Geschehnissen wie gefesselt.

Nach dem anfänglichen Erzähler in der 2. Person, wechselt sich dieser recht schnell hin zur 1.Person, was auch den Wechsel der Geschehnisse verdeutlicht, da man nun mehr über die Hintergrunde, den Protagonisten Nathan und dessen Geschichte erfährt. Ab diesem Zeitpunkt liest sich die Geschichte auch etwas flüssiger (was wahrscheinlich auch einfach daran liegt, dass man heutzutage die Ich-Perspektive so gewohnt ist, dass man mit einer außergewöhnlichen Du-Perspektive erst nicht so klar kommt..).

Besonders gut gefallen hat mir die Tiefgründigkeit des Buches. Man erlebt Nathans Geschichte, seine Selbstfindung und sein „zwischen den Stühlen stehen“. Er gehört nicht ganz zur einen und nicht ganz zur anderen Seite der Hexenwelt und ist somit ein Außenseiter. Nathan geht jedoch seinen Weg und trotzt den Beleidigungen und den Hänseleien anderer. Er ist ein starker Charakter, der sich nicht unterkriegen lässt. Es ist auch endlich mal etwas anderes, dass bei diesem Protagonisten die Frage aufkommt, ob er nun zur Seite der Guten oder der Bösen gehört. Es ist nicht, wie bei so vielen anderen Büchern auf dem Markt, von vorneherein klar, für welche Seite sich Nathan entscheiden wird bzw. welche Seite ihn für sich gewinnt, da er ja beide Begabungen in sich trägt.

Die Kapitel sind recht kurz gehalten, sodass man beim Lesen auch schnell vorankommt. Jedoch gab es auch einige Längen, bevor es dann wieder spannend wird. Jedoch gibt es auch einige durchaus brutale Geschehnisse, weshalb zart Besaitete sich vorsehen sollten…

Wer jedoch auf viel Magie und Zauberei hofft, der hofft hier vergebens. In diesem ersten Band ging es vor allem um Nathan, seine Geschichte und die Vorurteile gegenüber dem Anderssein. Die Magie, die Hexen und derartige Fantasyelemente werden nur nebenbei erwähnt, jedoch vermute ich, dass sich dies in den Folgebänden ändern könnte (da eine Hexe erst mit 17 Jahren zaubern kann und Nathan am Ende des Romans dieses Alter erreicht).

Fazit:

Eine ungewöhnliche Story, die brillant erzählt ist und auf dem Buchmarkt durch einen Protagonisten, den man nicht eindeutig gut oder böse zuordnen kann, hervorsticht! Trotz einiger Längen und dem ungewöhnlichen Einstieg ist es wirklich lesenswert, vor allem da dies ein Roman ist, der sich tiefgründig mit dem Anderssein und den damit einhergehenden Vorurteilen auseinandersetzt. Half Bad lässt mich mit großer Spannung auf den 2. Band warten, in der Hoffnung dort mehr Magie (und noch mehr Action) vorzufinden.

4 von 5 Sternen!