Rezension

Unterhaltsame Familiengeschichte

Maria, ihm schmeckt's nicht! - Jan Weiler

Maria, ihm schmeckt's nicht!
von Jan Weiler

Bewertet mit 4 Sternen

Unterhaltsam, witzig und dennoch nicht oberflächlich! Ein tolles, lustiges Buch!

Dieses schon fast zum Kultbuch gewordene Buch erzählt die Geschichte, wie der Autor Jan Weiler zu seiner italienischen Familie kam und die erste turbulente Zeit gemeinsam mit ihnen. Er verliebt sich nämlich in Sara, die Tochter von Antonio Marcipane, einem wahrhaft besonderen Schwiegervater, der zwar mit einer Deutschen verheiratet ist, die Mutter ebenjener Sara, und auch seit Jahrzehnten in Deutschland wohnt, sich aber ansonsten sein italienisches Temperament und seine Eigenarten komplett bewahrt hat. Um ehrlich zu sein, ist er selbst für italienische Verhältnisse und seine italienische Verwandtschaft recht ungewöhnlich und schräg geraten, aber umso herzlicher, loyaler und unterhaltsamer ist er. Als Schwiegervater und Familienoberhaupt ist er fast eine Art Naturgewalt, was zu zahlreichen witzigen Begebenheiten und Verwirrungen sorgt. Nachdem Jan erst einmal als neues Familienmitglied akzeptiert ist, wird er sofort von allen Seiten mit Beschlag belegt, muss sich an allen möglichen und unmöglichen Familienfeiern beteiligen und öfter in den Süden fahren, um irgendetwas überlebenswichtiges für die Verwandtschaft zu erledigen, als ihm lieb ist.

So bekommt man als Leser zahlreiche Einblicke in eine chaotische Patchwork-Familie voll einzigartiger Charaktere. Besonders Antonio ist unglaublich komisch und lebensfroh und lässt sich in seiner einzigartigen Art durch nichts unterkriegen. Warmherzig wird die große italienische Familie geschildert, laut, fröhlich und immer füreinander da. Man nimmt Anteil an Hochzeiten, Todesfällen, Urlauben am Meer, zu dem auf einmal doppelt so viele Verwandte kommen, wie ursprünglich geplant, an spontanen Möbeltransporten über tausende Kilometer, nur um einem Neffen zu mehr Stauraum zu verhelfen und am ganz normalen Wahnsinn deutsch-italienischer Verständigung.

Dabei ist das Buch immer witzig, lustig, humorvoll und enorm kurzweilig. Es liest sich leicht und schnell und unterhält einen dabei aufs Prächtigste!

Die Geschichte ist unterhaltsam, aber alles andere als seicht, denn auch die schwierigen Anfangsjahre Antonios in Deutschland und die Steine, die ihm teilweise absichtlich in den Weg gelegt wurden, werden beschrieben. Manches Mal bin ich da ganz schön wütend geworden. Auch die Zersplitterung der Großfamilie in zwei Teile, die seit Jahren nicht mehr miteinander reden, ist ein ernstes Thema. Verwirrenderweise weiß keiner mehr so recht, warum das so ist, wieso man sich so spinnefeind ist und sich aus dem Weg geht, obwohl alle in einem kleinen Dorf leben. Aber wir als Leser erhalten darüber im Laufe des Buches Auskunft, ebenso wie wir über die Gründe von Antonios Aufbruch in das verheißene Land jenseits der Alpen erfahren.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es ist die perfekte Urlaubslektüre, ob man nun gerade am italienischen Strand liegt oder nicht. Es gibt auch noch eine Fortsetzung, in der Antonio nach Amerika reist, welche ich mir vielleicht im nächsten Urlaub zulege.