Rezension

Vermag nicht ganz zu überzeugen

Dschinns -

Dschinns
von Fatma Aydemir

Bewertet mit 2.5 Sternen

Hüseyin hat jahrzehntelang in Deutschland gearbeitet. Sein Traum war dabei stets, eines Tages eine Wohnung in Istanbul zu besitzen und dort seine Familie zusammenzuführen. Als er in der neuen Wohnung steht und sich seine Zukunft ausmalt, erleidet er einen Herzinfarkt und stirbt. 

Im folgenden hören wir als Leser die Stimmen seiner Kinder Ümit, Sevda, Peri und Hakan sowie seiner Ehefrau Emine. Sie erzählen von der eigenen Familie, von ihrem Leben in Deutschland, von Heimat, Identität und Zugehörigkeit. Was dabei stets im Mittelpunkt steht ist ein Aufeinanderprallen von Generationen, von Erwartungen, Lebensentwürfen und Zukunftswünschen. 

 

Sevda repräsentiert dabei die älteste Tochter, die ganz besonders unter dem Schicksal der Familie gelitten hat, weil sie nicht zur Schule gehen durfte und erst spät nach Deutschland gebracht wurde. Ihre Schwester, Peri, studiert hingegen als Erste der Familie an einer Universität und ihr Blick auf die eigene Familie ist daher oft ein durch Theorie und Bildung geprägter. Schließlich sind da die Brüder Ümit und Hakan, die beide unter der Last eines Männlichkeitsideals leiden und es ganz unterschiedlich umsetzen. Eingerahmt werden die Perspektiven der Kinder von ihrem Vater und, ganz zum Schluss, von der unter Depressionen leidenden Mutter. 

 

Während der Beginn des Romans überzeugt und dabei besonders das erste Kapitel, drängt sich ab der Mitte des Romans beim Leser zunehmend das Gefühl auf, dass die Dramatik überhand nimmt und dass sie sich in gewissen Momenten sogar der Grenze des Kitschigen annähert. Das Erzählte ist dann zu konstruiert und vermag nicht mehr zu fesseln. 

Im Allgemeinen ist das Problembehaftete der Familie zu gewollt und zu sehr herbeigeschrieben. Sie haben mit allen nur erdenklichen Schwierigkeiten zu kämpfen und das wirkt ab einem gewissen Punkt unglaubwürdig, auch weil sich einiges wiederholt und das führt dazu, dass der Roman sein anfängliches Potential nicht vollständig zu entfalten vermag. 

 

Das bedeutet nicht, dass der Roman stellenweise nicht durchaus klug ist, dass sich gewisse Szenen und Zitate nicht einprägen. Insgesamt ist „Dschinns“ daher ein Roman, der nicht enttäuscht, der seinem Ruf aber leider auch nicht ganz gerecht wird.