Rezension

Willkommen zum Brimstone Bleed

Feuer & Flut
von Victoria Scott

Bewertet mit 4 Sternen

Handlung:
Das Brimstone Bleed ist ein lebensbedrohliches Wettrennen quer durch Dschungel und Wüste, übers Meer und die Berge. Die Teilnehmer sind ganz unterschiedlich: jung oder alt, arm oder reich, schwarz oder weiß... Eine Gemeinsamkeit haben sie jedoch: ein von ihnen geliebter Mensch ist sterbenskrank, und die Ärzte können ihm oder ihr nicht helfen. Und der große Preis des Brimstone Bleed ist ein unfehlbares Heilmittel!

Jeder Teilnehmer bekommt ein Ei, aus dem ein sogenannter "Pandora" schlüpfen wird - ein künstlich erschaffenes Lebewesen, dessen Fähigkeiten beim Rennen immens nützlich sein könnten.

Auch die junge Tella erhält eine Einladung und zögert keine Sekunde, diese Chance zu ergreifen, ihren sterbenden Bruder zu retten. Aber sie muss schnell feststellen, dass in diesem Rennen mehr ihr Leben bedroht als nur Hunger, Durst und gefährliche Wiltiere...

Meine Meinung:
Manchmal kam mir "Feuer & Flut" ein wenig vor wie eine Synthese aus Pokémon (wegen der Pandoras) und "Die Tribute von Panem" (wegen der feindlichen Umgebung, die es zu bewältigen gilt). Aber eigentlich ist das Buch und Autorin gegenüber unfair, denn es gibt in meinen Augen bestenfalls oberflächliche Gemeinsamkeiten! Tatsächlich ist "Feuer & Flut" etwas ganz Eigenes - eine spannende, rasante Mischung aus Abenteuer, Science Fiction und Thriller.

Am Anfang hatte ich wirklich die Befürchtung, dass ich mit Tella, der Protagonistin, nicht warm werden würde, denn sie benimmt sich in den ersten Kapiteln wie eine egoistische kleine Zicke, und ihre Gedanken kreisen häufig um oberflächliche Dinge wie Mode, Schmuck, Shoppen und heiße Jungs. 

Aber ihr schräger Humor und ihre kleinen (oder großen) Macken wuchsen mir erstaunlich schnell ans Herz, und sie brachte mich oft zum Lachen. Außerdem hat sie trotz allem Zickenterror das Herz am rechten Fleck, und so nach und nach merkt man, dass das einfach ihre Art ist, mit der ständigen Angst um ihren Bruder umzugehen. 

Mir hat gut gefallen, mit was für einer Energie und Entschlossenheit sie die Dinge angeht. Ja, sie kriegt zwischendurch auch mal die Panik, will nur noch nachhause, fühlt sich überfordert... Aber das ist in dieser Situation ja auch verständlich, und ich hätte es unrealistisch gefunden, wenn sie alles ganz gelassen wegstecken würde.

Im Grunde ist sie trotz aller Ängste und Schwächen eine Kämpferin, die Sachen nicht einfach so hinnimmt, die aber auch schlau genug ist, um Hilfe zu bitten und sie anzunehmen.

Natürlich gibt es da auch noch einen Jungen, in den sich Tella verguckt. Sein Name ist Guy, und auf den ersten Blick scheint er der typische Bad Boy zu sein: mysteriös, abweisend, unfreundlich und sogar aggressiv. Er sagt Tella, sie solle sich bloß von ihm fernhalten - aber er hilft ihr von Anfang an, und sie weiß nicht, was sie davon halten soll... Da aber schnell klar wird, dass er mehr über das Rennen weiß als die anderen Teilnehmer und außerdem hervorragend in der Wildnis überleben kann, hängt sie sich an seine Fersen wie eine Klette.

Die Liebesgeschichte bleibt eher im Hintergrund, denn es passiert einfach immer viel zu viel, um großartig Romantik aufkommen zu lassen. Mir hat das sehr gut gefallen!

Auch die anderen Charaktere fand ich interessant, komplex und ansprechend geschrieben. 

Der Schreibstil gibt locker-flockig und mit viel Humor Tellas chaotische Gedanken wieder. Und die hüpfen oft in halsbrecherischem Tempo von Thema zu Thema! In einer Sekunde kann es noch um ein lebensbedrohliches Problem gehen, und in der nächsten denkt sie an griechischen Salat, Maniküre und schwedische Massagen... Am Anfang habe ich da ein paar Mal genervt den Kopf geschüttelt, aber je mehr Tella mir ans Herz wuchs, desto unterhaltsamer und witziger fand ich ihr durchgeknalltes Kopfkino. 

Einige der unerwarteten Wendungen fand ich leider nicht ganz so unerwartet! Ich habe viele Dinge vorausgesagt und dabei erstaunlich exakt ins Schwarze getroffen, aber das tat der Spannung für mich keinen Abbruch - die schraubte sich trotzdem immer weiter in die Höhe. 

Die Hintergrundgeschichte (die Entwicklung der Pandoras und der Ursprung des Brimstone Bleed) hat mich nicht hundertprozentig überzeugt. So werden die Pandoras zum Beispiel mit Gentechnik erklärt, als Mischung von verschiedenen Tierarten und nicht näher erklärten anderen Elementen. Es bleibt alles sehr vage. Man nehme einen Hund und einen Spatz und kreuze sie, dann hat man einen fliegenden Hund. Echt jetzt? Aber wie kann man mit Gentechnik so etwas wie Teleportation und Unsichtbarkeit möglich machen?

Fazit:
Nachdem ich mich erstmal mit Tellas verrücktem Humor und ihren chaotischen Gedanken angefreundet hatte, fand ich die Geschichte unheimlich spannend und unterhaltsam. Das Buch hat in meinen Augen durchaus gravierende Schwächen, aber trotzdem macht das Ganze einfach verdammt viel Spaß.