Rezension

Wir kennen und nicht

Wir kennen uns nicht - Birgit Rabisch

Wir kennen uns nicht
von Birgit Rabisch

Bewertet mit 5 Sternen

Inhaltsangabe

Mutter und Tochter – eine oft konfliktreiche Beziehung, die seit der Antike nicht nur in der Literatur für Sprengstoff sorgt. Die Beziehung zwischen Lena und Ariane ist geprägt von der Unfähigkeit, sich in die Welt der jeweils anderen einzufühlen. Vieles bleibt unausgesprochen, beide lügen sich an und fühlen sich missverstanden im Labyrinth der gegenseitigen Täuschungen. Die Mutter Lena, eine ehemalige feministische Bestsellerautorin, lebt vereinsamt in ihrer großen Villa. Die Tochter Ariane fühlte sich als Kind von ihrer Mutter vernachlässigt und als leicht erkennbare Figur ihrer Romane bloßgestellt. Ariane arbeitet als Verhaltensforscherin über »Lügen und Tricksen unter Raben«. Mutter und Tochter erzählen von einer gemeinsamen Vergangenheit, die völlig unterschiedlich erlebt wurde und immer mehr auch ein Porträt des aktuellen Konfliktes zwischen der Generation 68 und ihren pragmatischeren Erben wird. Dabei vermengen sich gelebtes Leben und literarische Fiktion, während in der Gegenwart das Gespinst aus vermeintlichen Gewissheiten nach und nach zerlöchert wird.

Wir kennen uns nicht ist der neuste Roman von Birgit Rabisch.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen und ab der ersten Seite findet der Leser sich in der Geschichte von Lena und Ariane wieder. Obwohl ich den Anfang der Geschichte etwas verwirrend fand, merkt man recht schnell, wie emotional und bewegend dieses Buch werden wird. In vierzehn Kapitel erfährt der Leser alles über die schwierige Beziehung zwischen Mutter Lena und deren Tochter Ariane, die jeweils aus ihrer Sicht erzählen dürfen. Dadurch kann der Leser sich perfekt in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden einlassen und abtauchen. Angst, Wut, Enttäuschung oder Hoffnung wurden brillant eingefangen und wieder gespiegelt und der Leser schwimmt auf einer Emotionswelle durch Buch. Immer wieder spürt man, wie man hin und her gerissen wird. Am liebsten würde man Mutter und Tochter zur Seite nehmen und ihnen sagen: Redet miteinander, denn das allein bringt euch weiter! Leider geht es nicht so einfach. Während des Lesens wird immer mehr klar, warum Lena sich so ihrer Tochter so gegenüber verhält und nach und nach versteht man sie immer besser. Arianes Verhalten ihrer Mutter gegenüber ist zwar auch nicht besser, aber sie versucht etwas zu bewegen und hier wird auch sehr schnell deutlich woher ihre Wut und Verhalten kommt. Ob es für die beiden eine gemeinsame Zukunft geben wird, werde ich nicht verraten Das Ende fand ich passend gewählt und es bleibt sehr viel Raum für die Fantasie für den Leser.

Nicht nur die schwierige Mutter-Tochter-Beziehung besticht dieses Buch, sondern auch die wunderbare Kulisse und der nordfriesische Dialekt, der hier und da eingeflossen ist.

 

Die Autorin Birgit Rabisch versteht es, sehr gefühlvolle und nachdenkliche Themen in eine wunderbare Geschichte zu packen, die den Leser nicht so schnell loslassen werden.

5 von 5 Sternen und sehr lesenswert!