Rezension

Wisting in Hochform

Wisting und die Tote am Wegesrand -

Wisting und die Tote am Wegesrand
von Jørn Lier Horst

Bewertet mit 4.5 Sternen

MEINE MEINUNG

Bei dem Kriminalroman „Wisting und die Tote am Wegesrand" des norwegischen Krimi-Autoren Jørn Lier Horst handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um den sympathischen norwegischen Kommissar William Wisting, in deren Mittelpunkt nach der lesenswerten Cold-Case-Reihe mit unaufgeklärten, kniffligen Fällen aus der Vergangenheit nun „Wistings schwierigste Fälle“ stehen werden. Als großer „Wisting-Fan“ bin ich natürlich froh, dass es weitere Fälle mit diesem tollen Ermittler geben wird, denn es ist immer wieder äußerst spannend mitzuverfolgen, wie er dank seiner genialen beharrlichen Ermittlungsarbeit akribisch Details zusammenträgt, und es ihm schließlich gelingt, den Fall aufzuklären.

„Wisting und die Tote am Wegesrand“ ist ein klassischer Ermittlungskrimi mit einer eher ruhigen, aber clever angelegten Handlung, der vor allem durch psychologische Dichte und detaillierte, authentische Einblicke in die Ermittlungsarbeit der Polizei zu fesseln weiß. So bekommt man fast das Gefühl, selbst an den Ermittlungen zu dem höchst verwickelten Fall beteiligt und Teil des Ermittlerteams zu sein.

Mit seinem lebendigen, unaufgeregten Schreibstil, geschickten Wechseln der Handlungsstränge und unerwarteten Wendungen sorgt der Autor in seinem vielschichtig angelegten Plot für viel Abwechslung und Spannung. Äußerst faszinierend fand ich den Aspekt des Online-Ermittlerforums - einer sogenannten Crowdsolving-Plattform, die auf internationaler Ebene Experten und Hobbydetektive zusammenbringt und ermöglicht, eigene Hinweise zusammenzutragen, von der nationalen Polizei unabhängige Nachforschungen anzustellen und ungelösten Verbrechen schließlich auf die Spur zu kommen. Als eine Userin aus Norwegen mit dem Pseudonym »Astria« spurlos verschwindet nachdem sie zuvor gepostet hatte, sie verfolge eine ganz heiße Spur zum Mörder an der jungen Australierin Ruby in Spanien, werden nicht nur Wisting, seine Kollegin Maren Dokken und schließlich auch seine neugierige Tochter Line in diese höchst unkonventionellen Ermittlungen zu dem spanischen Cold Case involviert. Der Autor lässt uns an den unterschiedlichen Entwicklungen bei den Nachforschungen aus wechselnden Perspektiven teilhaben, so dass man mit Hilfe der aufgedeckten Details und Erkenntnisse sehr gut selbst miträtseln und eigene Spekulationen zu Täter und Motiven anstellen kann. Dank seiner gewissenhaften, umsichtigen Art und seinem bewährt professionellen Ermittlungsstil löst Wisting schließlich den komplexen Fall trotz etlicher falscher Fährten, einer unergiebigen Kooperation mit der spanischen Polizei vor Ort und einiger Fehlschlüsse souverän und auf die gute alte konventionelle Art. Nach einem fulminanten Finale erhalten wir am Ende eine glaubwürdige und schlüssige Auflösung.

Der Autor konnte mich mit seinen interessanten und lebensnah ausgearbeiteten Charakteren wieder sehr überzeugen. Vor allem die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung seiner liebenswerten Hauptfigur William Wisting und die geschickt eingefügten Einblicke in sein Privatleben sind äußerst gelungen und runden den positiven Gesamteindruck ab.

FAZIT

Ein ruhiger, aber vielschichtig angelegter und sehr fesselnder Krimi mit dem sympathischen norwegischen Kommissar Wisting und einem seiner schwierigsten Fälle, der ihm einiges abverlangt!