Rezension

WONDERLAND

Wonderland - Christina Stein

Wonderland
von Christina Stein

Bewertet mit 4 Sternen

Es sollte eine Reise werden, die Liz aus ihrem tiefen Loch des Leidens holt. Gemeinsam mit ihren besten Freundinnen Nelli und Amelie macht sie eine Weltreise, die sie eigentlich in vollen Zügen genießen sollte, denn sie weiß nicht, wann ihr Herz sie im Stich lassen wird. Als sie in Thailand auf Jacob treffen, der sie zu einer Party in das Strandhaus seines Onkels einlädt, wähnen sich die drei Freundinnen, sowie deren Urlaubsbekanntschaften Ben und Colin im wahren Paradies. Das Haus ist das reinste Wonderland. Doch mit dem Fuß auf der Schwelle beginnt für die jungen Leute ein echter Horrortrip, denn als sie am nächsten Morgen erwachen, liegen sie nicht am Strand, sondern sind gefangen in einem grausamen Spiel, bei dem sie selbst über Leben und Tod bestimmen müssen....

Meinung:

Die Idee die sich hinter "Wonderland" verbirgt ist keineswegs eine Neue. Schon oft wurden wir beim Lesen oder auch in Filmen in sogenannte Reality Shows entführt, bei denen ein paar Jugendliche ums Überleben kämpfen oder bei denen man Touristen entführt und diese im Rahmen eines perfiden Games einfach brutal und grausam hinrichtet. In Horrorfilmen zieht das immer unglaublich gut, man denke mal an Turistas, Hostel oder Cube. Und auch im Fall von "Wonderland" hat diese Idee wunderbar funktioniert.

Dennoch bin ich ein wenig hin und hergerissen, was den Plot betrifft. Einerseits war mir dieser in manchen Momenten ein bisschen zu einfach gestrickt, andererseits fand ich ihn gerade wegen seines ungewöhnlichen Erzählstils spannend und ja, auch einzigartig. Dann wiederum habe ich ein bisschen Blut vermisst, während ich mich im nächsten Moment fragen musste, ob dieses Buch aufgrund seiner, zwischen den Zeilen versteckten, Grausamkeiten wirklich für Jugendliche geeignet sein kann.

Eine Besonderheit war hier definitiv der Schreib- und Erzählstil der Autorin. Christina Stein schreibt die meiste Zeit aus Sicht der 20-jährigen Liz. Ihre Gedanken sind verschachtelt. Sie schweift oft ab, berichtet über ihr Leben und das ihrer Freundinnen. Zunächst war ich davon wenig begeistert, doch irgendwann war es genau dieser Stil der mich am Lesen hielt, denn besonders in den ersten Kapiteln baut sich so eine unbewusste Spannung auf, die man zunächst nur ganz wenig spürt, die einen aber später mitreißt.

Die andere Sicht aus der die Autorin schreibt, ist die Sicht Jacobs. Zunächst kann man ihn überhaupt nicht greifen. Es ist klar, das er irgendwie in dieser Entführungs- und "Spiel"sache mit drin hängt, doch welche Rolle er bei diesem heimtückischen Plan spielt ist zunächst nicht klar. Durch seine Kapitel erfährt man mehr über seine Rolle, man taucht in seine Gedanken ein und ist gefühlsmäßig plötzlich voll bei ihm.

Ich persönlich empfand, sowohl Liz als auch Jacob, als sehr gut ausgearbeitete Charaktere, muss aber sagen, das mir die Nebenfiguren im Gegenzug stellenweise viel zu blass waren. Man erfährt einiges über Liz' Freundin Nelli, über Jacobs Schwestern, die nur eine indirekte Rolle spielen, aber die Informationen über die "Mitspieler" Amelie, Ben und Colin waren mir zu schwammig.

Was die Entwicklung des Spiels angeht, so bin ich zwiegespalten, denn es gab, trotz der sich aufbauenden Spannung, ein paar Ungereimtheiten, über die ich nicht hinwegsehen kann und will. Manch eine Wendung erschien mir zu offensichtlich und ging zu einfach von statten.

Die aufkeimende "Romanze", wenn man sie denn im Falle dieses Romans überhaupt so benennen mag, war so nicht unbedingt nötig. Ich fand sie teilweise sogar ein bisschen drüber, wenn ich ehrlich bin. Denn in der Lage in der sich die Clique befindet, ist eher Platz für Angst und Verzweiflung als für die große Liebe, die sich auch noch rasend schnell entwickelt. Aber nun gut, das ist vielleicht einfach Ansichtssache.

Noch kurz zum Cover: Dieses finde ich wirklich total gelungen. Es ist ungewöhnlich und erinnert im ersten Moment irgendwie an den Winter, oder ? Erst beim zweiten Blick erkennt man, das es sich bei dem Graugrünen Gewirr um Pflanzen handelt. Schrift und Handabdruck sind dagegen vom ersten Moment an auffällig.

Fazit:
Vieles war mir bei WONDERLAND zu offensichtlich, anderes war mir nicht ausgereift genug, doch im Großen und Ganzen konnte mich die Autorin mit ihrem besonderen Stil und der stets präsenten Spannung die meiste Zeit fesseln und vor allem gut unterhalten und deshalb gibt es von mir 4 Sterne.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 08. September 2016 um 08:35

Nein, das ist nicht Ansichtssache. Du bist die Rezensentin und deine Argumentation hat Hand und Fuß. Trau dich, zu sagen: Das ist so!