Rezension

Wunderbare Ausarbeitung der Protagonisten

Die gelben Augen der Krokodile - Katherine Pancol

Die gelben Augen der Krokodile
von Katherine Pancol

Bewertet mit 5 Sternen

Josephines Leben kennt derzeit nur einen Weg - abwärts. Ihr Mann ist arbeitslos und findet partout keine neue Anstellung, ihre beste Freundin offenbart ihr dann das was für ganz Frankreich schon klar auf der Hand lag, ihr Mann hat eine Affäre.
Josephine macht kurzen Prozess, sie wirft ihn raus. Nun steht sie alleine da mit ihren beiden Töchtern und insbesondere die älteste, lässt keine Gelegenheit aus um Josephine die Schuld an der ganzen Situation zu geben.
Während Josephine eine kurze Zeit hilflos umher irrt, kommt der Punkt an dem sie neuen Mut und neue Kraft schöpft. Sie arbeitet mehr als zuvor und bekommt sogar die Gelegenheit als Übersetzerin zu agieren, erst eintönige Verträge dann ein ganzes Buch. Dieses Buch sorgt für einen saftigen Scheck.
Als Josephine schon frohen Mutes ist, offenbart ihr, ihr Bankier, dass ihr Mann einen hohen Kredit aufgenommen hat und sie dafür bürgt. Ebenso hat er bisher keine der Raten zahlen können, weshalb sie das Geld nun von Josephine fordern.
Doch diesmal, gibt sie sich nicht die Zeit die Flinte ins Korn zu werfen und dann kommt ausgerechnet ihre Schwester und will, dass Josephine für sie ein Buch schreibt, dass sie dann unter eigenem Namen herausbringen kann. 
Das Honorar würde dann ganz allein ihr gehören, es scheint die Lösung aller Probleme zu sein..

Ich mag die Gestaltung des Buches schon, auch wenn ich das Bild an sich schöner fände, wenn die Dame nicht die Handschuhe tragen würde, aber nur eine kleine Kritik am Rande.

Generell steht das Verstecken, das Unsichtbar sein wollen schon sehr für Josephine, weshalb die Darstellung gut ihr Wesen trifft, zumindest ihr anfängliches. :)

Ich war doch gespannt auf dieses Buch, das Buch kommt ja relativ dick daher, umso größer die Frage wie viel Handlung in diesem Buch stecken mag, wie viele Erlebnisse einem hier erwarten ect.
Das Buch klingt erst mal nach einer herkömmlichen Unterhaltungslektüre, die wohl insbesondere die Frauenwelt ansprechen sollte. 
Tatsächlich ist das Buch viel mehr als das.

Es ist nicht einmal die Handlung ans sich, die komplex und einzigartig daher kommt, es sind die Charaktere dieses Buches.
Da gehts dann nicht nur um Josephine und ihr Leben, auch wenn sie doch den meisten Platz einnehmen durfte, allerhand Nebencharaktere kommen hier ins Spiel. 
Sie sind alle miteinander verwoben und dennoch eigenständig für sich, erzählen sie ihre eigenen Geschichten, haben ihre eigenen Probleme und Schicksale. 
Wir lernen sie nicht nur im hier und jetzt kennen sondern auch in der Vergangenheit, erfahren ihre Lebensgeschichte.
Das hat mich wahrlich beeindruckt, diese Intensität die, die Autorin ihren Charakteren zuschrieb hat dieses Buch für mich zu einem richtigen Genuss gemacht.

Es war mir eine echte Freude, jeden der Charaktere so nahe kommen zu können, hier kommt niemand zu kurz, jeder entwickelt sich, entfaltet sich und wird zu einem Menschen mit dem man sich auf irgendeiner Art und Weise verbunden fühlt.
Schön ist auch die Vielfältigkeit die hier an Menschen zu finden ist, es gibt die, die man mag und denen man bei aller Liebe nicht über den Weg laufen mag. ;)
Aber sie sind nicht ohne Grund so wie sie sind, das Leben hat sie mitgeformt und genau deswegen ist es so schön genausten über alle Charaktere ins Bilde zu gelangen. Weil so jeder Charakter die Chance hat, Verständnis für ihre Person zu erhalten, wenn man sie dadurch natürlich nicht weniger unsympathisch findet.
Mir hat es unglaublich gefallen so tief in die Charaktere einzudringen, nicht nur alles über sie zu erfahren, sondern sie zu verfolgen. Welche Entscheidungen sie treffen, welche Probleme sie überwinden müssen und wie sich das auf ihre Person überträgt.
Denn die Personen befinden sich alle mehr oder weniger im Wandel, sie werden neu geformt, lassen sich damit aber Zeit, so dass das alles wahnsinnig authentisch wirkt.

Die Handlung an sich plätschert nur sehr langsam vor sich hin, es fühlt sich alles sehr lebensecht an, auch das echte Leben wird nicht von Tag zu Tag rasanter, es steigert sich Stück für Stück gemächlich und ruht sich zwischendrin dann wieder aus, ehe es zum Fall kommt, zur Erholung und zum erneuten Aufstieg.
Was ich sagen möchte, dieses Buch ist so authentisch an ein wahres Leben gebunden, dass man einfach so tief dort eintaucht, als wäre man selbst ein Teil davon. Als würde man das Leben von Freunden verfolgen und beobachten.
Mir hat das alles gut gefallen, die Handlung an sich, ist durchaus interessant zu verfolgen zu mal man eben nicht nur die eines einzelnen Protagonisten verfolgt.
Insbesondere die Handlung rund um Chef, Josephines Stiefvater hat mir gut gefallen. Ansonsten wird einem durch die Vielseitigkeit die durch die verschiedenen Charaktere geliefert wird, nie langweilig mit dem Buch, im Gegenteil. 

Für mich eine herausragende Arbeit, die dem Leser viel Zeit und Geduld abverlangt, aber wer sich dem Buch vollkommen hingibt, kommt hier auf seine Kosten. Freue mich schon sehr darauf, Josephine und Co. im nächsten Teil wieder begleiten zu können. :) Suchtpotenzial! :D