Rezension

zu viele Klischees, Kürzungen hätten diesem Buch gut getan

Die gelben Augen der Krokodile - Katherine Pancol

Die gelben Augen der Krokodile
von Katherine Pancol

Bewertet mit 3 Sternen

Das Buch "Die gelben Augen der Krokodile" (Originaltitel: "Les Yeux Jaunes des Crocodiles") ist bei Randomhouse/Bertelsmann erschienen. Der Verlag schreibt dazu folgendes: "Katherine Pancol hat mit diesem Roman ganz Frankreich verzaubert, er hat sie zur beliebtesten Schriftstellerin des Landes gemacht. Im Mittelpunkt stehen zwei Schwestern, die eine hübsch, die andere klug. Jo schreibt einen Roman, die schöne Iris gibt sich als Autorin aus. Das Buch wird ein Riesenerfolg, und das Leben der beiden steht Kopf. Und dann gibt es Geliebte, Verlassene, Suchende, Treibende. Und ein junges Mädchen, das die üblichen Probleme hat, erwachsen zu werden. Sie alle reisen mit auf dem Karussell des Lebens, fallen runter, steigen wieder auf, lachen, weinen, verlieren und finden sich. Und natürlich gibt es Krokodile."

Bevor ich näher auf das Buch eingehe, möchte ich außerdem den Klappentext zitieren: „Zwei Schwestern, die eine klug, die andere schön. Die eine schreibt einen Roman, die andere gibt sich als Autorin aus. Womit keiner rechnet, ist die Liebe – und dass der Roman zum Bestseller wird.“

Der geneigte Leser denkt sich vermutlich, wenn er den Klappentext liest: zwei Schwestern überlegen sich gemeinsam einen Roman zu veröffentlichen, weil jeder das macht, was er am besten kann. Dann verlieben sie sich… zum Beispiel in den gleichen Mann und die Katastrophe nimmt ihren Lauf. So oder so ähnlich… allerdings sieht alles ganz anders aus. Iris, die ältere der beiden Schwestern, ist nicht nur schön, sie hat auch einen reichen Mann und ist zu Tode gelangweilt und einsam und es absolut leid, nur die „Frau von“ zu sein. Aus lauter Frust erzählt sie bei einem Dinner einem Verleger, sie würde einen Roman schreiben und als er hellauf begeistert ist, fallen ihr als Thema nur die langweiligen Geschichten ein, die ihre Schwester Joséphine, der Bücherwurm die kluge Intellektuelle, immer vom Mittelalter erzählt. Dummerweise gefällt die Idee dem Verleger so gut, dass er Iris um ein Skript bittet. Daher erpresst Iris Joséphine dazu, diesen Roman auch tatsächlich zu schreiben: „Du brauchst das Geld, ich brauche die Anerkennung und ein neues Image.“ (S.250 ff). Sie bringt ihre gemeinsame Kindheit ins Spiel und Joséphine, immer schon mit einem Minderwertigkeitskomplex geschlagen, stets um die Liebe ihrer Schwester buhlend, willigt ein. Was für einen Außenstehenden wie ein guter Deal klingt, entpuppt sich – schon aufgrund der Verschwiegenheit, die Iris ihre Schwester abzwingt – als wahrer Alptraum.

Pancol fährt viel Personal auf und es geht nicht nur um diese beiden Schwestern. Man muss ihr zugestehen, dass sie die Charaktere sehr gut entwickelt und ausführlich beschreibt. Leider wechselt sie ständig die Perspektive, manchmal sogar mitten im Satz (zweimal sogar von der 3. Person Sing. in die 1. Person Sing. – ob letzteres an der Übersetzung liegt oder daran, dass das Buch nicht ausreichend lektoriert wurde, bleibt dahingestellt.) Dies alles führt dazu, dass das Buch echte Längen hat. Leider sind auch die meisten Personen nicht besonders sympathisch, manche sogar extrem unsympathisch. Sie bedient alle Klischees (Männer sind alle Betrüger, hübsche Menschen sind dümmer als hässliche und umgekehrt….) und das Thema Geschwister „eine/r schön, der/die andere klug“ zieht sich als Motiv durch sämtliche Konstellationen. Das ist ein bisschen einseitig und vor allem unglaubwürdig. Sie übertreibt bei einigen Geschichten maßlos (ich will hier nicht ausführen, um was es geht, sonst verrate ich zu viel…, aber ich kann nur sagen: absolut unnötig). Das macht das Lesen nicht gerade schön. Immerhin macht Joséphine, die irgendwo die Hauptperson ist, eine echte Entwicklung durch. Gut beschrieben ist auch ihr innerer Kampf den Roman zu schreiben, wobei viel zu viel aus der Story des Romans an sich mit einfließt.

Der Titel ist etwas merkwürdig und man fragt sich, was hat das mit der Geschichte zu tun? Hier könnte man vielleicht noch sagen, dass Antoine (Joséphines Mann) mit echten Krokodilen in Afrika kämpft, während sie sich mit den Krokodilen in ihrer Umgebung (Iris, Henriette – die Mutter der beiden, Hortense – ihre Tochter) herumschlagen muss.

Trotz aller Trivialität hat Pancol aber auch weise Momente, die einen dazu bringen, dass Buch trotzdem zu beenden. Ob man die Fortsetzung lesen will, bleibt jedem selbst überlassen.