Zeit der wilden Orchideen
Bewertet mit 4 Sternen
Inhalt:
„Singapur um 1840. Das Tor zu den Schätzen Asiens. Ein Magnet für Schiffe und Menschen aus aller Welt. Hier lebt Georgina nach dem Tod ihrer Mutter weitgehend sich selbst überlassen. Im üppig wuchernden Garten am Meer kann das Mädchen mit den veilchenblauen Augen umherstreifen und ihre Einsamkeit eine Zeit lang vergessen. Eines Tages findet sie dort einen verletzten Jungen: Raharjo, der dem Volk der Orang Laut angehört, den „Meeresmenschen“. Wie vom Schicksal gelenkt, kreuzen sich ihre Wege über Jahrzehnte hinweg immer wieder, und diese Liebe, die nicht sein darf, verändert nicht nur ihrer beider Leben für immer ...“
Dank einer Leserunde durfte ich „Zeit der wilden Orchideen“ von Nicole C. Vosseler lesen.
Ich bin schon seit längerem immer mal wieder um die Bücher von der Autorin herumgeschlichen, hatte sie in der Hand und habe sie seufzend und mit dem Versprechen auf „später“ im Buchladen wieder zurückgelegt. Vor Kurzem hat es ein anderes Buch der Autorin in mein SuB-Regal geschafft und dann kam die Leserunde. Höchste Zeit also, sich vom Schreibtalent von Frau Vosseler zu überzeugen ;-)
Und „Zeit der wilden Orchideen“ hat mich tatsächlich überzeugt und mich mit seiner bildgewaltigen Geschichte den Alltag vergessen lassen.
Das Buch erzählt für mich zwei, nein sogar fast drei Geschichten. Einmal ist es die Geschichte von Singapur, einer kleinen Handelsniederlassung, die sich zu einer Weltstadt entwickelt und dann ist es die Geschichte von Georgina und Raharjo, die sich als Kinder finden, wieder verlieren und die im Laufe ihrer Leben von den Strömungen des Meeres immer wieder gemeinsam irgendwo angespült werden.
Der Erzählbogen spannt sich von 1820 bis 1889 und zeichnet die Entwicklung Singapurs und gleichzeitig die Lebenswege von Georgina, Raharjo und ihren Familien nach. Die Figuren sind allesamt komplex und sehr vielschichtig gezeichnet. Alle Charaktere werfen Licht und Schatten, lieben und verletzten. Als Leser begleitet man sie auf ihren Wegen und auch angesichts negativer, ja sogar falscher Entscheidungen oder Verhaltensweisen versteht es die Autorin Verständnis für die jeweilige Figur zu wecken und mich als Leser mitzunehmen.
Besonders verzaubert haben mich die wunderbaren Wortmalereien in der Geschichte. Die Charaktere, verschiedene Stimmungen, Umgebungen werden durch Worte in zauberhafte Bilder gefasst, die beim Lesen aus den Seiten aufsteigen und mich umfangen.
Es gibt wenige Bücher, die man riechen, schmecken und fühlen kann, aber auf „Zeit der wilden Orchideen“ trifft dies zu.
Vielen Dank, Nicole C. Vosseler für diese Lesereise!