Rezension

Guter Auftakt

Nachtmahr, Das Erwachen der Königin - Ulrike Schweikert

Nachtmahr, Das Erwachen der Königin
von Ulrike Schweikert

Eine neue Reihe von Ulrike Schweikert. Bisher kenne ich nur Die Erben der Nacht  - Reihe der Autorin, welche mir sehr gefallen hat. Somit war ich sehr gespannt auf Nachtmahr – Das Erwachen der Königin, was eine Trilogie werden wird. Besonders gefreut hat mich, mit den Nachtmahren eine von Autoren leider recht selten gewählte Spezies näher kennenzulernen.

Zuerst zu den Nachtmahren. Ich denke, diese sind selbst den Lesern der Fantasyliteratur nicht so bekannt. Es gibt verschiedene Deutungen für den Nachtmahr. Die meisten germanischen Überlieferungen beschrieben ihn als eine Art dämonischer Albtraum. Der Nachtmahr kommt durch kleinste Öffnungen in die Häuser und durch Setzen auf Bauch und Brustkorb bekommt der Befallene Atemnot und Angstzustände. Meist wurde Frauen die Rolle des Nachtmahres zugedacht, ähnlich wie die Hexerei und die Hexenverbrennungen. Erst später gestand man den Nachtmahren auch zu männlicher Natur zu sein. Das erotische Verlangen erhält laut Überlieferungen noch viel später eine Bedeutung. Zu der Zeit verliert sich allerdings das Heimsuchen als böser Traum etwas. Zur Nacht werden die von einem Nachtmahr besessenen Personen völlig von dem Mahr übernommen. Die Person selbst hat keine Gewalt mehr über sich selbst und ihre Gedanken. Wie eine Art Dämon ist der Mahr in der Lage, alles für ihn begehrenswerte in Sekundenschnelle zu erhalten und zu erreichen. Dabei hilft nicht nur die Möglichkeit der Gedankenkontrolle und deren Manipulation, sondern auch ein extrem gutes Aussehen. Wer der Laune eines Nachtmahres zuwider handelt  bezahlt dies schnell mit seinem Leben, was in der realen Welt, die auch die Welt des vom Mahr Befallenen ist, oft zu Problemen führt. Erotik und Lust sind große Leidenschaften dieser Wesen.

Ulrike Schweikert gibt ihren Nachtmahren noch eine etwas andere Bedeutung. Die im Buch vorkommenden Personen mögen sich in der Person des Nachtmahres, die meisten zumindest. Lorena jedoch kann sich mit ihrem Nachtmahr gar nicht anfreunden. Zu viele negative Erlebnisse und Geschehnisse verbindet sie mit diesem Wesen. Als sie nach vielen Jahren zufällig auf ihre einstige große Liebe David trifft will sie endlich lernen, das in ihr wohnende Wesen zu beherrschen und zu bändigen. Leichter gesagt als getan, denn man hat anderes mit ihr vor. Lorena lernt Raika kennen, die ihren Nachtmahr angenommen hat und sich gern dessen Magie bedient. Raika lebt die Lust und Begierde des Mahrs gern und in vollen Zügen aus.

Lorena denkt sehr viel nach und zweifelt ständig an sich selbst. Sie stellt sich immerzu die Frage, ob an ihr sie selbst oder nur der Nachtmahr geliebt wird. Sie hat eine Möglichkeit gefunden, dem Dämon Einhalt zu bieten. Doch geht das nicht immer und Lorena macht sich fertig, leidet und zieht sich zurück. Erst spät im Verlauf des Buches versucht sie die Geschehnisse, die sie mit ihrem Mahr in Verbindung bringt, aufzuarbeiten und zu ergründen. Ab hier kommt das Buch in Fahrt, gewinnt an Spannung. Da es sich nicht um ein Jugendbuch handelt, hätte ich mir etwas mehr Erotik gewünscht. Die Verführungsszenen der Nachtmahre, die optisch der  Männertraum schlechthin sind, sind sehr oberflächlich gehalten, wirken irgendwie wie die ersten Annäherungen von Teenagern.

Auch wenn es sich hier um eine Trilogie handelt hat mir gut gefallen, dass es am Ende keinen Cliffhanger gibt. Sicher bleiben Fragen offen, die bestimmt in den Folgebänden geklärt werden. Jedoch wird auch vieles aufgeklärt oder zumindest Ansätze dazu gesetzt. Ich hätte mir gewünscht, in dem Buch eine Erklärung dazu zu finden, was Nachmahre sind. Das hätte das Verstehen einfacher gemacht. Die Geschichte selbst gefällt mir und wer etwas an das mystische in der Welt glaubt, kann diese sogar für real halten. Mystische Wesen in unsere Welt eingepasst – das ist Autorin Ulrike Schweikert gut gelungen. Trotz einiger Längen und der erst sich selbst findenden etwas anstrengenden Lorena freue ich mich auf die Fortsetzung der Story. Interessant finde ich, ob der Beruf von Lorea zufällig gewählt wurde oder parallelen zum tatsächlichen Leben der Autorin aufzeigt, da diese einst ebenfalls als Wertpapierhändlerin tätig war.

Informationen zum Erscheinungstermin des 2. Teils habe ich leider keine, die Homepage der Autorin scheint lange nicht aktualisiert worden zu sein.

Erschienen bei Penhaligon.