Rezension

Eine emotionale Geschichte aus der deutschen Nachkriegszeit

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null -

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
von Theresia Graw

Bewertet mit 5 Sternen

 

Kurz nach der kampflosen Übergabe an die Amerikaner wird Bad Oeynhausen am 03.05.1945 zum Hauptquartier der britischen Rheinarmee erklärt. Das bedeutet, dass die Bewohner in einem großen Teil der Innenstadt bis zum 12.Mai 1945 ihre Häuser und Wohnungen verlassen müssen, damit die Engländer diese übernehmen können. Die Innenstadt wird zum Sperrgebiet erklärt und durch Stacheldraht hermetisch abgeriegelt. Auch Anne und ihre Familie sind betroffen. Sie müssen ihr Kurhotel Margaretenhof verlassen und außerhalb der Sperrzone in eine Baracke an Stadtrand ziehen. Doch Anne will das nicht auf sich beruhen lassen und legt sich mit dem Colonel Michael Hunter an.

Anders ist jedoch ihre Freundin Rosalie, die bei den Briten im Offizierscasino Arbeit findet. Sie hofft darauf, dass sich schon bald ein Offizier findet, der sich in sie verliebt, sie heiratet und mit nach England nimmt.

Theresia Graw hat die Situation der Menschen in den Jahren 1945 bis 1947 nachvollziehbar und fesselnd dargestellt. Der Dürresommer, der bitterkalte Hungerwinter sowie die Hochwasserkatastrophe zeigen den unmenschlichen Überlebenskampf, dem sich die Menschen stellen mussten, während es den Besatzern nebenan an nichts fehlte.

Die Charaktere sind vielschichtig angelegt und ausgearbeitet. Dadurch konnte ich problemlos in ihre Gefühls- und Gedankenwelt vordringen. Verknüpft mit belegten Ereignissen und Geschehen ist dieser Roman mit seinen fiktiven Protagnisten penibel recherchiert. Die Handlung ist dramatisch, sehr emotional und reich an Wendundungen, jedoch an keiner Stelle kitschig oder unglaubwürdig.

Mich hat diese wunderschöne Geschichte tief bewegt und schliesslich auch zu Tränen gerührt. Leser, die an deutscher Nachkriegsgeschichte interessiert sind, kommen hier auf ihre Kosten.

5 Sterne und eine Leseempfehlung.