Rezension

Intensive Sprache

Ich komme nicht zurück -

Ich komme nicht zurück
von Rasha Khayat

Bewertet mit 4 Sternen

Mir hat an diesem Roman vor allem die Sprache gefallen: Man merkt auf jeder Seite eine unheimliche Freude, mit Intensität und Dichte zu spielen und Atmosphäre sowie Beziehungen darzustellen. 
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Hanna erzählt, die auf ihre Kindheit in den 80er Jahren zurückblickt, als sie zusammen mit Zeyna und Cem in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet aufwuchs. Infolge des 11. Septembers 2001 treten dann die Unterschiede zwischen Hanna sowie Zeyna und Cem als von Rassismus Betroffene aber immer deutlicher hervor. Die Freundschaft der drei kommt dagegen nicht an. Schließlich verschwindet Zeyna aus Hannas Leben. Dieser Teil der Geschichte hat mich sehr berührt und beschäftigt.

Jahre später kehrt Hanna, inzwischen einsam und allein ohne Familie, in ihre alte Heimat zurück und will Zeyna wiederfinden. Die Beschreibung von Hannas Depression, die sie dazu zwingt, in ihrem Leben zu erstarren und sich nur noch durch die Vergangenheit zu bewegen, fand ich sehr gut beschrieben. Das Ende des Romans kam für mich dann einerseits etwas unvermittelt, andererseits war es dadurch auch überraschend und ohne Klischees.

Es gibt allerdings noch einen Kritikpunkt, der mich wahrscheinlich wie eine Oberlehrerin aussehen lässt: Die Darstellung von Hannas Leben als Lehrerin während der Pandemie wirkt nicht ausreichend recherchiert. Dass sie ihre Wochenenden als freie Zeit wahrnimmt und davon ausgeht, in ihren Fächern müsse man nie aktuelles Material erstellen, mag ihrer Depression und Erstarrung geschuldet sein. Aber die Darstellung von Schulschließungen im Herbst, die es nie gab, und die Vorstellung, dass eine Lehrerin einfach in eine andere Stadt ziehen oder spontan Tage frei nehmen könnte, passen nicht zur Realität des Lehrberufs.

Insgesamt ist „Ich komme nicht zurück“ für mich jedoch wegen der intensiven Sprache und der Darstellung von Freundschaft ein lesenswerter Roman.