Rezension

Die letzte analoge Kindheit

Geile Zeit -

Geile Zeit
von Niclas Seydack

Bewertet mit 4 Sternen

In persönlichen Rückblicken erzählt Niclas Seydack, geboren 1990, von der letzten analogen Kindheit in einem beschaulichen Dorf an der Ostsee, wo man noch spontan bei den Freunden klingeln konnte und immer jemand Zeit hatte. Vom gemeinsamen Fernseheabenden mit der Familie und Nutella Brot. Die heile Welt zerbricht mit 9/11, Schweigeminuten in der Schule die einem so unendlich lange vorkam. Kurz darauf gesellen sich Aufklärung von der Polizei über potentielle Amokläufer an der Schule dazu. Die Bedrohungen nehmen zu, von rechts, von links oder es weht ein Virus aus China die Welt komplett durcheinander. Statt nach Zivildienst und Studium, irgendwas mit Medien, also den ersten Job mit Freunden und Party zu feiern sitzen wir alle alleine im Homeoffice, die Kollegen auf kleine Bildschirmkacheln geschrumpft. Alles andere als eine geile Zeit war das.

Was anfangs noch eher in Romanform gefasste Erinnerungen daherkam, dreht sich am Ende ein ums andere Mal um die schwierige persönliche und allgemeine Lage. Der Schreibstil ist einfach, teilweise vulgär und einige Male stark übertrieben. Dennoch eine durchaus ehrliche und ungeschminkte Biographie einer Generation.