Rezension

Aufwachsen in den 90ern

Geile Zeit -

Geile Zeit
von Niclas Seydack

Niclas Seydack ist 1990 geboren und hat somit seine Kindheit in den 90ern und seine Jugend in den 00ern verbracht. In "Geile Zeit" referiert er nicht nur auf den Song von Juli, den wir wohl alle, die um 1990 geboren sind, kennen, sondern blickt auf das Aufwachsen in den 90ern/00ern zurück.
Seydack erzählt in der Kindheit von den bunten Tüten, dem Abhängen mit Freund*innen draußen, analogen Spielen und einer gewissen Unbedarftheit - die mit 9/11 plötzlich endete, gefolgt von den ersten Amokläufen in Deutschland und der ersten Schwere, die in unseren Köpfen einsetzte. Weiter erzählt er von den ersten Schritten im Internet, Chats auf ICQ und die vermeintliche Möglichkeiten, die wir hatten - allerdings mit der Vorgabe, auf gar keinen Fall eine Lücke im Lebenslauf zu haben.

Gerade in der ersten Hälfte habe ich, geboren 1994, sehr viele Aspekte aus meiner Kindheit und Jugend wiedererkannt. Niclas Seydack hat so viele - in erster Linie positive - Erinnerungen bei mir hochgeholt, hat mich selbst meine Kindheit und Jugend Revue passieren lassen und hat mich mit seinem humorvollen und präzisen Erzählstil absolut abgeholt.
Die zweite Hälfte des Buches schließt unbezahlte Praktika, Corona und die Suche nach Sicherheit sowie die Startschwierigkeiten im Berufsleben ein, was mir einen eher melancholischen Vibe gegeben hat.

"Geile Zeit" ist eine gelungene Autobiographie einer Generation, in der sich die Leser*innen aus Seydacks Generation sicherlich wiederfinden, und alle anderen einen guten Einblick und Verständnis bekommen. Durch den Autor sind die Einblicke und Perspektiven cis-männlich geprägt, weshalb ich mich an einigen Stellen anders erinnere bzw. meine Lebensrealität eine andere war. Im Großen und Ganzen kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen.