Rezension

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Spannender Auftakt mit fiesen Cliffhangern

Grave 1: Höllenschwur und Knochenflut -

Grave 1: Höllenschwur und Knochenflut
von Henriette Dzeik

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zuallererst muss ich gestehen, "Grave - Höllenschwur und Knochenflut" ist das erste Werk, was ich von Henriette Dzeik gelesen habe. Ich bin an dieses Buch komplett ohne Vorkenntnisse aus ihrer "Flame"-Reihe rangegangen und fand mich nicht so stark verloren wie anfangs gedacht. Durch das Verzeichnis und den Glossar im hinteren Teil hatte man schnell einen Überblick, wer wer ist und wer von wem Abstammte oder welcher Ort sich wo befindet.

Ich war auf vieles vorbereitet gewesen, auch auf verschiedene Ansichten, ja. Aber worauf ich nicht gefasst war, waren die sage und schreibe 14(!!) unterschiedliche Sichtweisen. Ja, 14, ich habe sie notiert und nachgezählt. Zuerst dachte ich nur, es würde eine Story, die nur aus der Sicht von Grave und Nero geschrieben wurde. Doch da habe ich echt daneben gelegen, denn hier erlebt man auch die Sichtweisen von z.B. Lachesis, Atropos, Herakles und co. 
Für mich war es schon ein kleiner Schock, das meiste was ich bisher als Sichtweisen gelesen hatte waren 4 Protagonisten, aber hiermit hatte ich nicht gerechnet. 
Somit liest sich das Buch eher wie eine schriftliche Variante einer Serie, die ständig die Orte wechselte mit dem Vermerk "Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort". 

Auch die immer wieder auftauchenden Rückblenden ergaben für mich am Anfang wenig Sinn. Für meinen Geschmack kamen sie an einigen Stellen vor, wo es verwirrend war. Wieso also hat z.B. Grave eine Rückblende, kaum hatten er und Lachesis sich durch die Holzbretter des Stegs am Styx gesehen?
An sich sind die Charaktere gut ausgebaut, auch wenn mir Grave am Anfang noch mehr wie ein Rätsel erschien, eben ein Geheimnis auf zwei Beinen. 
Die vereinzelten Kämpfe, die es im Buch verteilt gibt, sind gut beschrieben. Probleme dabei, sie mir vorzustellen beim lesen, hatte ich jetzt keine, jedoch damit das in der einen oder anderen Szene doch wieder ein Sichtwechsel kam. Das hatte mich dann wieder kurz rausgebracht.

Positiv muss ich dazu sagen: Man erfährt beim lesen wirklich viel auch über die anderen Figuren/Protagonisten. Über ihre Ängste, ihre Sorgen aber auch, wer ihnen wichtig ist oder wird. Das sich die sanftmütige Atropos zum Daimonen Arym hingezogen fühlt, auch umgekehrt und es doch beide verheimlichen - man konnte es schon nachempfinden. 
Genauso auch so manches Umdenken, das Vereinzelte eine neue Sichtweise bekommen auf das, was vor ihnen liegt oder um sie herum geschieht (Gerüchte werden wahr, manche Meinungen zu einer Person ändern sich weil man durch die Zeit die man miteinander verbringt neues über diese lernt, und und und).

Negativ... naja wobei kann man es Negativ nennen? Cliffhanger sind heutzutage Gang und Gebe, vor allem bei Büchern die mindestens zwei Teile haben. Doch hier sind die Cliffhanger verteilt im ganzen Buch. Auf einmal hört abrupt die Reise zweier auf, ohne das es im Buch weitergeht. Die Fragen, die man sich stellt, bleiben zurück. 
Anders bei manchen Wiederholungen. Hier kann jeder für sich selbst entscheiden, ob es Negativ ist oder nicht, für mich persönlich - Nein. Ja es gab Wiederholungen mancher Ängste, Sorgen, der eigenen Gedanken, die sich im Kreise zu drehen schienen. Sie kamen häufiger vor, vor allem bei vereinzelten Protagonisten, doch mit der Fülle an Informationen und Sichten war es wieder etwas angenehmer, diese zu lesen. Wenn man heraus hatte, worauf diese Gedanken hinausliefen, konnte man getrost einige Zeilen überspringen ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. 

Mein Fazit: Wer wirklich interessiert an der griechischen Mythologie ist, sich jedoch auch mal gefragt hat, was wirklich passiert sollten die drei Brüder Zeus, Poseidon und Zeus sterben und sich auch nicht vor anfänglicher Boys-Love abschrecken lässt, der wird sicherlich seinen Spaß mit dem Buch haben. Es hat seine düsteren Momente, doch auch seine hellen Seiten - und das in der Unterwelt.
Man muss sich hier wirklich auf eine große Bandbreite an Sichtweisen gewöhnen, doch hat man einmal den dreh raus, ist es, als würde man sich eine Serie bei Netflix anschmeißen und darin eintauchen. 
Ich für meinen Teil bin auf Band 2 gespannt.