Rezension

Ein Roadtrip voll Trauer und Freundschaft

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen -

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
von K. J. Reilly

Bewertet mit 4 Sternen

Der Jugendliche Asher Hunter ist traurig, verzweifelt, voll Wut. Er hat seine Mutter vor einem Jahr in einem tragischen Verkehrsunfall verloren, als sie zu einem Einkaufszentrum fahren wollte, um für ihn neue Fußballschuhe zu kaufen. Der betrunkene Fahrer eines Lastwagens, der diesen verursacht hat, wurde wegen schlampiger Polizeiarbeit und daraus resultierend aus Mangel an Beweisen frei gesprochen. 

Nun besucht er diverse therapeutische Selbsthilfegruppen für Menschen, die jemanden verloren haben, sowohl solche für Jugendliche als auch welche für ältere Menschen, in denen er der einzige Jugendliche ist. Dort lernt er die beiden Jugendlichen Sloane und Will kennen, sowie den alten Henry, der um seine verstorbene Frau, seine große Liebe, trauert. Asher überzeugt die drei, ihn auf einen Roadtrip quer durchs Land zu begleiten, ohne ihnen zu sagen, dass er vorhat, dort den Mann zu töten, der den Unfalltod seiner Mutter verschuldet hat. 

Das Buch ist ein Jugendbuch und so liest es sich sehr leicht, mit authentischer, frischer Jugendsprache und kurzen Kapiteln. Wir begleiten Asher durch seine Trauer und all die vielfältigen Gefühle, die damit verbunden sind, genauso wie seine fehlenden Erinnerungen an den Unfalltag sowie seine panische Angst, er könnte auch noch seinen Vater oder seine kleine Schwester verlieren, und seine Versuche, alles abzusichern und das Leben unter Kontrolle zu bekommen. Dabei bahnen sich zarte freundschaftliche Bande zwischen ihm und den anderen drei Trauernden an, sowie eine beginnende Romanze mit Sloane. 

Es ist ein emotional tiefgehendes Buch, das dazu beitragen kann, sich verstanden und begleitet zu fühlen, wenn man selbst jemanden tragisch verloren hat - oder auch, mit anderen mitfühlen zu können, denen so etwas passiert ist, wenn man es selbst noch nicht erlebt hat. Insofern ist es ein wichtiges Buch. Die menschlichen Verbindungen darin sind sehr berührend und zugleich humorvoll geschildert und trotz aller Schwere und Tiefe des dahinterliegenden Themas macht das Buch doch auch Hoffnung auf die Stärke der Resilienz durch menschliche Beziehungen.