Rezension

Tolles Jugendbuch

Virtuosity - Liebe um jeden Preis - Jessica Martinez

Virtuosity - Liebe um jeden Preis
von Jessica Martinez

Bewertet mit 4 Sternen

“Virtuosity: Liebe um jeden Preis” ist ein Buch, das mir zunächst nur durch das Cover aufgefallen ist. Nach der Lektüre des Klappentextes war mir hingegen klar, dass dieses Buch weit mehr als nur ein kurzes Durchblättern verdient. Jessica Martinez hat mich mit ihrem Debütroman begeistert.
In “Virtuosity” beschreibt sie das Leben der siebzehnjährigen Carmen, die als Geigerin auf der ganzen Welt erfolgreich ist, aber dennoch nie ganz glücklich zu sein scheint. Sie wird von ihrer Mutter auf Karriere getrimmt und lernt ein normales Teenagerleben nicht einmal ansatzweise kennen.

Am Anfang hatten es Carmen und ich nicht leicht, denn ich wusste zunächst nicht, was ich von ihr halten sollte, da sie mir stellenweise zu reserviert und etwas hochgestochen herüber kam, allerdings merkte ich schnell, dass dies ein Irrtum ist, denn sie ist eine wunderbare Protagonistin. Ihre Einstellung zur Musik und ihr Verzicht auf ein normales Leben ist respektabel und stellenweise alles andere als leicht. Einen normalen Schulalltag kennt sie nicht, ihre Großeltern interessieren sich erst für sie, seit sie Erfolge feiert und ihr leiblicher Vater meldet sich so gut wie gar nicht bei mir – und dazu hat sie eine Mutter, die Carmen wie eine Sklavin behandelt, damit sie jeden Wettbewerb gewinnt.
Sehr authentisch dargestellt wird der Neid, die Zweifel und der Erfolgsdruck, den Carmen täglich erleben muss. In ihrem Alter so einen Druck zu haben und nur wenig Kontakt zu Gleichaltrigen zu haben, ist mit Sicherheit nicht leicht und bringt ein einsames Leben mit sich, was man ihr so manches Mal angemerkt hat.

“Ab und an fand ich mich in einer Situation wieder, in der ich etwas nicht wusste, das ich hätte wissen müssen. Oder noch schlimmer, nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Das waren die Momente, in denen ich merkte, dass ich etwas verpasst habe.”

Auch Jeremy, der als ihr größter Konkurrent auftritt, hat es in seinem Leben nicht leicht. Seine Eltern sind beschäftigt und können ihn bei seinen Auftritten nicht begleiten. So kann er zwar seine Freiheit zwischen den Auftritten genießen, ist aber mindestens genauso einsam wie Carmen. Sie werden beide als die Stars schlechthin beschrieben und nur einer von ihnen kann den Guarneri-Wettbewerb gewinnen, sodass mindestens eine Karriere nach dem Wettbewerb zu scheitern droht. Ihre gemeinsame Geschichte wird sehr authentisch beschrieben. Obwohl sie sich im Laufe der Handlung anfreunden, vergessen sie nicht, dass sie ihre größten Konkurrenten sind und eine Freundschaft – oder mehr – kaum möglich ist. Sie stehen sich trotz aller Sympathie misstrauisch gegenüber, was eine gewisse Spannung erzeugt. Noch problematischer ist es, dass sich Carmens Mutter immer wieder einmischt und ein Zusammentreffen immer wieder verhindern möchte. Sie heizt den Konkurrenzkampf viel lieber noch mehr an und stellt ihre Tochter als naiv hin, anstatt sie zu unterstützen. So glaubt sie, dass Jeremy ihrer Tochter nur das Herz brechen und sie manipulieren will.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Durch recht kurze Kapitel und einem flotten Schreibstil flog ich nur so durch die Seiten und konnte mich sehr gut in die meisten Charaktere und die jeweiligen Situationen hineinversetzen. Allerdings hat mich das Ende ein wenig gestört. “Virtuosity” gilt als Einzelband, hat am Ende aber einen Cliffhanger, der mich etwas irritiert zurückgelassen hat. Zwar kann ich mir schon einigermaßen zusammenreimen, was die Autorin mit dem Ende ausdrücken möchte, allerdings hätte ich mir ein geschlossenes Ende gewünscht.

Die Covergestaltung ist wunderschön und gefällt mir noch besser als die Cover aus den USA und Großbritannien. Carmen wird wunderschön dargestellt und die Geige wirkt gut platziert, sodass man sofort weiß, worum es in diesem Buch geht. Allerdings sind mir die Farben ein wenig zu fantasylastig, was allerdings auch direkt auf ein Jugendbuch hinweist. Auch die Kurzbeschreibung ist dem Verlag gut gelungen und hat direkt mein Interesse geweckt.

Insgesamt hat mir “Virtuosity” nach kurzen anfänglichen Schwierigkeiten sehr gut gefallen. Sympathische Charaktere, eine gute Handlung und die Liebe zur Musik machen die Geschichte zu einem wunderbaren Jugendbuch, das man sich nicht entgehen lassen sollte.