Rezension

Roman lesen = Zeitvertreib.

GIER - Wie weit würdest du gehen? - Marc Elsberg

GIER - Wie weit würdest du gehen?
von Marc Elsberg

Bewertet mit 5 Sternen

Roman lesen = Zeitvertreib.

Inhalt (Achtung, es wird aus dem Inhalt berichtet) und meine Meinung:
Ich persönlich finde, dass weder das Coverbild noch der Buchuntertitel zum Inhalt der Story passen.

Ein junger Mann kommt zufällig bei einem Autounfall vorbei, um Erste Hilfe zu leisten.
Die Killer, die das Fahrzeug zuvor gehackt hatten und nun den „Unfall“ „vervollständigen“ wollen, sehen in dem jungen Mann einen ungewollten Zeugen.
Die Polizei sieht in ihm den vermutlichen Mörder der Insassen.
Also ist er ab sofort auf der Flucht vor den Bösen Jungs und der Polizei.
Da einer der Insassen dem jungen Mann vor seinem Tod noch eine Botschaft mitgeteilt hat, macht er sich auf die Suche, was es damit auf sich hat.

Inhaltlich beschäftigt sich der Roman mit der Theorie, dass die Vermögensverteilung - wenige haben viel und viele haben wenig – sich mit Kooperation statt Konkurrenz lösen liese.

Ja, es hat mich beim Lesen schon gestört, dass das Voranschreiten der Story sich sehr oft dadurch ergeben hat, dass die beiden Protagonisten bei der Suche nach der Lösung ihrer Theorie immer wieder im richtigen Moment auf die richtigen und kompetenten Personen treffen:
So sind Nebencharaktere Studenten der Wirtschaftswissenschaften und bestens bewandert in theoretischen, wissenschaftlichen Abhandlungen jedweder Couleur.
Und immer sind die richtigen Helfershelfer zur richtigen Zeit an den richten Stellen vorhanden.

Ja, ich hatte schon das ein oder andere Mal den Eindruck, dass ich die Story ebensogut als Film hätte sehen können. Dazu trägt zum Einen der Erzählstil bei alsauch der Inhalt; denn vieles an der Story kommt einem vom Grundgerüst her doch sehr bekannt vor:
Ein Durchschnittstyp wird zum Helden und ist mit einem superschlauen – vom bösen Investmentbanker zum guten Revoluzzer mutierten – Weltverbesserer unterwegs um die Welt zu retten.
Oder eine top aussehende und beruflich in den oberen Sphären schwebende, hart arbeitende junge Dame, die ihre Karriere an den Nagel hängt und sich auf die Seite der Guten schlägt.

Und eine echte Lösung in aller Ausformung, wie diese Superformel nun in der Realität die Welt retten könnte und zur Verbesserung der Lebenssituation des Großteils der Weltbevölkerung nun wirklich und konkret beitragen könnte, bleibt der Autor hier auch schuldig.

Ich denke, man braucht als Leser schon eine gewisse Affinität zu Zahlen bzw. zur Mathematik und Wirtschaftstheorie, damit man nicht von den Zahlenspielen und Grundlagentheorien gelangweilt wird.
Dennoch wird alles nachvollziehbar (sogar mit Zeichnungen und anhand von Beispielen) und verständlich dargestellt.

Ob das hier Dargestellte korrekt ist, kann ich nicht beurteilen.
Aber für mich war dies hier auch kein Sachbuch, sondern ein Roman.
Und ein Roman hat in meinen Augen ein gewisses Recht auf „Freiheit in der Darstellung“.
Und ein Roman hat in meinen Augen in erster Linie den „Auftrag“, seinen Leser zu unterhalten.
Also, mir machte es jedenfalls einen Heidenspaß.

Sprachlich gelang es dem Autor Spannung aufzubauen und ich finde, dass es ihm immer sehr gut gelungen ist einen Bogen zu spannen:
Sei es sowohl im Kleinen alsauch im Großen und Ganzen des Romans.
Beispiel (S. 414 und 417):
„Geh kein Risiko ein, das dich umbringen könnte.
Gegenwehr konnte ihn umbringen. Jetzt.
Keine Gegenwehr brachte ihn womöglich auch um. Später.“
„Geh kein Risiko ein, das dich umbringen könnte.
Umbringen konnte Jan jetzt nur mehr, kein Risiko einzugehen.“

Fazit: Ich fühlte mich jedenfalls bestens unterhalten. Vielen Dank hierfür.