Rezension

Berührend und spannend

Die Farben des Feuers - Pierre Lemaitre

Die Farben des Feuers
von Pierre Lemaitre

Bewertet mit 5 Sternen

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Von buecherdanny
 

 

Madeleine ist die Tochter des berühmten französischen Bankiers Marcel Pericourt. Ihr Exmann sitzt nach einem landesweiten Skandal im Gefängnis. Als ihr Vater im Jahr 1927 stirbt steht sie ganz allein an der Spitze des Bankimperiums. Sie hat ein paar Vertraute, wie den Prokuristen Gustave Joubert und Leonce ihre jahrelange Freundin und Gesellschafterin, sowie ihren Liebhaber André Delcourt den sie als Hauslehrer für ihren Sohn angestellt hat. Schnell werden diese vertrauten Personen und auch Madeleines verschwenderischer Onkel Charles Pericourt neidisch auf ihr Erbe und versuchen mit hinterhältigen Mitteln an ihr Vermögen zu kommen. Madeleine schwört Rache und wehrt sich gegen den Komplott der ihr Leben zerstört hat.

Das Buch beginnt sehr dramatisch mit dem Tod von Madeleines Vater und Pauls Sturz aus dem Fenster. Ich war sofort von der Geschichte um die Bankierstochter gefesselt. Da ihr Sohn Paul seit dem Unfall gelähmt im Rollstuhl sitzt, kümmert sich Madeleine nur um ihn und überlässt die Angelegenheiten der Bank komplett dem Prokuristen Gustave Joubert. Als Leserin ahnt man, dass das nicht gut gehen kann. Und es gibt noch andere Neider die gegen Madeleine einen Komplott schmieden.
Besonders tragisch finde ich die Rolle die ihr Liebhaber und Pauls Hauslehrer spielt. Es ist wirklich schwierig, kein Mitleid mit der sympathischen Protagonistin zu haben! Obwohl mir Madeleines Verhalten zuerst recht naiv erschien, tat es weh zu lesen, wie sich alle gegen sie wenden und es auf ihr Erbe abgesehen haben. Madeleines Haltung ist aber nicht wirklich naiv. In dieser Epoche ist es absolut unüblich, dass Frauen an der Spitze eines Bankimperiums stehen und die Geschäfte führen.

Doch Madeleine lässt sich nicht unterkriegen! Sie dreht den Spieß um und rächt sich an den Menschen, die ihr Leben zerstört haben. Dabei geht sie sehr raffiniert vor und die Geschichte wird spannend wie ein Krimi! Ich konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Madeleines Geschichte spielt in den 1920 er und 1930er Jahren und dem Autor ist es gelungen die Zeit durch seine detailreiche Sprache lebendig werden zu lassen. Man spürt die Gefahren durch den Faschismus in den Nachbarländern und die Angst der Menschen vor einem drohenden Krieg. Auch die Wirtschaftslage wird anschaulich vermittelt wie zum Beispiel durch die Erfindung des Düsenflugzeugs.

Sehr gut gefallen hat mir der teilweise recht humorvolle und ironische Schreibstil des Autors, der den Leser/die Leserin häufig auch direkt anspricht. Die Charaktere der Protagonisten sind sehr ausführlich, detailreich und glaubhaft dargestellt, so dass sie mir regelrecht ans Herz gewachsen sind.

In meinen Augen ist dieses Buch ein sehr gelungener und absolut lesenswerter Roman!