Rezension

Wenn die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verwischen

Ultimatum - Christian V. Ditfurth

Ultimatum
von Christian v. Ditfurth

Bewertet mit 4 Sternen

Dr. Süß, der Ehemann der Bundeskanzlerin wurde entführt. Die Kidnapper stellen eine wahnwitzige Forderung nach der nächsten. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen senden sie die abgetrennte Hand des Entführten ins Polizeipräsidium Berlin. Der gesamte Machtapparat versinkt in Schockstarre, denn der Grundsatz, dass der deutsche Staat nicht erpressbar ist, gilt noch immer. Dann wird auch noch die Gattin des französischen Präsidenten entführt und russische Diplomaten sterben plötzlich in unerklärlicher Anzahl.

Ultimatum ist in unzählige kleine Kapitel und ebenso viele Perspektiven aufgeteilt. Diese wechseln sich rasch ab, was auf der einen Seite für sehr viel Tempo sorgt, auf der anderen Seite aber auch sehr viel Konzentration beim Leser einfordert. Zu den vielen Kapitel und wechselnden Perspektiven kommen recht schnell auch wechselnde Orte und eine Unmenge an Personen hinzu.Zwischendurch stellte ich immer mal wieder fest, dass mir irgendein Hinweis wohl entgangen war - was ich ein bisschen ärgerlich fand.

Durchblick

Eugen de Bodt ist dagegen so etwas wie ein beständiger Fels in der Brandung. Er ist wie immer ziemlich arrogant, besserwisserisch, unbelehrbar und hat immer den Durchblick. Seine Art polarisiert, aber ich habe mich über die letzten vier Bände hinweg an seine Liebe zu klugen Zitaten und seine unangepasste Art mehr als gewöhnt. Er hat nach wie vor so gar keine Angst vor seinen Vorgesetzten oder sorgt sich um seinen Posten.

Realität

Natürlich ist auch dieses Thriller-Handlung reine Fiktion, sie bewegt sich aber schon sehr nah an der Realität. Während des Lesens passierte es mir aber immer wieder, dass ich die Menschen vor Augen hatte, die tatsächlich auf den entsprechenden Posten sitzen. Die grundsätzliche Thematik, ob der deutsche Staat - oder später eben auch andere europäische Staaten - erpressbar sind, ist wie immer bei Ditfurth sehr aktuell und wird von verschiedenen Seiten beleuchtet.

Lesespaß

Um wirklich Spaß an diesem Thriller - und auch den anderen vier Bänden - zu haben, sollte man sich auf jeden Fall für die aktuelle Politik interessieren. Da es immer wieder Anspielungen auf Geschehnisse in den anderen Büchern gibt, ist es sicher von Vorteil, diese auch zu kennen. Das ist kein Muss, erhöht aber  auf jeden Fall den Lesespaß, wenn man die vielfältigen kleinen Hinweise versteht.

Mein Fazit:

Ultimatum von Christian von Ditfurth ist wie seine Vorgänger ein intelligent konstruierter, sehr nah an der Realität kratzender, spannender Polit-Thriller. Er erfordert einiges an Konzentration, belohnt dies dann aber auch mit anspruchsvoller, spannender Unterhaltung.