Rezension

Heftig Psychotisch

Das Dorf der toten Seelen - Camilla Sten

Das Dorf der toten Seelen
von Camilla Sten

Bewertet mit 4 Sternen

"Das Dorf der toten Seelen" ist ein Thriller, der die psychische Ebene der Suggestion sehr gut beschreibt und dadurch zu einem echten Drama wird. Interessant ist, das sowohl Gegenwart, als auch Vergangenheit ein gelungenes Zusammenspiel ermöglichen. Hier wird mit der Psyche des Menschen gespielt und es zeigt sich, wie viel Macht wir auf andere ausüben könnten, wenn wir denn wollen und viele würden sich komplett einlullen lassen und ihre eigenen Werte vergessen und kopflos nachfolgen. Es ist letztendlich ein grausames Spiel und hat mich entsetzt, wobei die Grundidee nicht neu war, hat die Autorin es doch vielfach geschafft mich zu überzeugen. Am Beispiel eines Kindes oder einer jungen Erwachsenen wird deutlich, wie sehr Worte sich einprägen, um sich gegen Eltern zu stellen und diese urplötzlich abzulehnen, in den Dingen, die sie tun oder auch ihr Verhalten so zu reflektieren, das sie denjenigen, denen man plötzlich Vertrauen schenkt, nicht im Mindesten ähneln. Dieses ist nicht utopisch, denn in einem bestimmten Alter sind junge Menschen besonders gefährdet sich auf andere Menschen einzulassen und ihnen eher Glauben zu schenken, als den eigenen Eltern. Es wird in "Das Dorf der toten Seelen" relativ schnell deutlich, das gutes Aussehen und Rhetorik Menschen einlullen und ihre Überzeugungen und Grundfeste erschüttern lassen. 
"Das Böse" in einem Menschen zu finden, der eine geistige Behinderung hat, hat mich sehr erschüttert, zumal sich fast ein ganzes Dorf nun auf die Seite des Predigers stellt und gegen Brigitta, die sich verbal nicht wehren kann. Für mich echtes Grauen und dennoch der Aufhänger dieses Thrillers, all das, was nicht in unser Weltbild passt, auszumerzen und Gott dadurch näher zu kommen. Die Bibel zu seinem eigen Nutzen und Fanatismus zu nutzen, gab es schon vermehrt in Büchern, aber hier hat es mich definitiv sehr erschüttert. 
Eigentlich soll es eine Reportage werden über das Dorf Silvertjärn werden, dem Dorf, welches wie tot erscheint, da die Bewohner zuvor vielleicht noch friedlich miteinander gegessen haben und nun verschwunden sind. Es ist Ahnenforschung und gleichzeitig die Hoffnung auf etwas ganz Großes, da das Dorf von einem Geheimnis umweht wird. Die Suche nach der Wahrheit entwickelt sich letztendlich zu einem Spießrutenlauf und einen Lauf um Leben und Tod. Das Ende ist nicht unbedingt überraschend, aber großartig inszeniert. Ein hoher Spannungsbogen ist ab der ersten Seite spürbar, sodass ich "Das Dorf der toten Seelen" als sehr lesenswert empfunden habe. Gerne eine Leseempfehlung!