Rezension

Zuviel für eine Geschichte

Die kleinen Geheimnisse des Herzens - Celia Anderson

Die kleinen Geheimnisse des Herzens
von Celia Anderson

Bewertet mit 3 Sternen

Der Beginn war super, doch dann zog sich die Geschichte, die Autorin zog Geheimnisse in die Länge, es kamen Themen auf die den Leser überraschten, ein paar Denkfehler und ja, das Ende wurde dann einfach nur schnell abgehandelt und einige Dinge offen gelassen.

Mary Rosevere lebt mit ihren fast 111 Jahren schon seit ewigen Zeiten im hübschen Küstendörfchen Pengelly in Cornwall. Nun steht ein neues Projekt an welches die älteren Leute im Dorf mehr zusammenbringen soll, gegen die Einsamkeit. Und ausgerechnet Julia wird an die Seite von Mary gestellt..beide haben schon seit je her kaum miteinander gesprochen, Geheimnisse stehen zwischen ihnen. Doch Mary möchte ihren 111. Geburtstag noch erleben und braucht die Kraft aus Erinnerungsstücken…und Julia ist mit den Briefen aus der Familie genau die richtige Person um ihr unbewusst zu helfen.

Ich finde das Cover, jetzt, da ich das Buch gelesen habe, sehr passend. Die Elster passt hervorragend mit ihrem Ring im Schnabel zu der ganzen Geschichte. Auch wenn man dies sicherlich nicht zu ernst nehmen sollte, es auch in  keinster Weise böse gemeint ist.

Der Schreibstil begeistert von Beginn an. Die Autorin beschreibt sehr ausführlich, aber nicht zu langatmig oder ausartend von der Beschaffenheit des Dorfes, den Bewohnern, den Vorfällen aus Vergangenheit und Gegenwart. Sie bindet die Natur, das  Meer, die Gezeiten und das Wetter perfekt in die Geschichte mit ein und so fühlt sich dieses Buch an als würde man dort selbst seinen Urlaub verbringen. Ich war gerne in Pengelly.

Mary und Julia sind die beiden älteren Damen die hier die Hauptrolle spielen und sie könnten nicht unterschiedlicher sein.

Mary lebt schon länger alleine, ohne Kinder, ihr Mann starb auf dem Meer, beim segeln. Doch hier gibt es schon das ein oder andere Geheimnis welches diese Umstände umgibt. Mary selbst ist für ihre fast 111 Jahren noch verdammt rüstig, schlau, mit Humor gespickt und kann aus den Erinnerungsstücken anderer Menschen Energie und Kraft tanken. Ihr Haus selbst gleiche einem Versteck für ihr kleines Sammelsurium.  Bei Mary muss man sich auf das Unbekannte, das „Mysteriöse“ einlassen können um diese Geschichte zu genießen. Ob und in wie weit das alles wahr oder Humbug sein könnte kann jeder für sich entscheiden, ich persönlich fand es unglaublich spannend, interessant und auch die Folgen davon haben mich erschreckt.

Julia möchte dass ihre Enkelin Emily wieder in ihrer Nähe ist, nach dem Tod von ihrem Mann fühlt sie sich einsam und verlassen, auch ist ihre Begeisterung zu Beginn nicht vorhanden dass sie sich um Mary kümmern soll. Julia beschäftigt sich mit dem Briefwechsel ihrer Schwiegermutter und Schwägerinnen, auch hier liegt ein Geheimnis verborgen und sie möchte so gerne wissen was mit dem Opal Ring passiert ist der als Glücksbringer in der Familie gegolten hatte und seit Jahren verschwunden ist.

Durch Julias Enkelin Emily und dem Nachbarn von Mary – der alleinerziehende und verwitwete Vater Andy mit seiner Tochter Tamsin, erhält die junge Liebe Einzug in dieses Buch. Und hier gibt es für mich auch einer der Kritikpunkte. Zu Beginn war dieses „Herumeiern“ von beiden ob und wie sie jetzt was miteinander beginnen sollen , ob sie füreinander überhaupt was empfinden als lustig und interessant. Aber die Autorin schaffte, für mich, nicht den Absprung, diese neue Liebe nicht ins Lächerliche zu ziehen. Es nervte irgendwann nur noch wie die beiden, man merke an – als Erwachsene, mit diesen Gefühlen umgeht und wie sie sich benommen haben. Auch zum Ende blieb hier einiges offen was nicht jedem schmecken wird.

Zu Beginn war die Geschichte ruhig, ein Spannungsbogen wurde aufgebaut, der mittlere Teil nahm dann Gestalt an, man kam den Geheimnissen ein bisschen auf die Spur, die Protagonisten entwickelten sich und zum Ende hin hatte die Autorin es dann sehr eilig. Die Geschichte wird hier sehr schnell abgefertigt, einige Dinge werden nicht richtig aufgelöst, lassen den Leser eher mit einem Fragezeichen und Unsicherheit zurück. Plötzlich werden Dinge erwähnt die man noch nie gehört hat und sich fragt woher das nun stammt, im Hintergrund lief vieles ab was aber nie erwähnt wurde, auch der Geschichte nicht weitergeholfen hat.

Ich hatte das Gefühl die Autorin wollte zum Ende hin zu viel in ein paar Seiten „quetschen“ und hat die Geschichte damit unbefriedigt und eher überladen ausklingen lassen. Unter dem Strich muss sich jeder seine eigene Meinung bilden. Schreibstil und das Setting waren super, auch die zwei älteren Damen und ihre Lebensumstände. Aber der Rest war dann doch eher nervig und nicht in sich abgeschlossen.